Die Pandemie binären Denkens
Fangen wir zur Abwechslung mit dem Wichtigsten an. Ist es sinnvoll, dass sich die EU im globalen Handelskrieg an die Seite der USA stellt, gegen das die Menschenrechte missachtende kommunistische Regime der Volksrepublik China? Was nach dem 2. Weltkrieg schon keine Lösung war, ist heute auch keine, und wird es auch in Zukunft nicht sein. Selbst beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ist die Dringlichkeit der Klimakrise erkannt und höchstrichterlich geadelt worden. Wie soll sie global gelöst werden? Mit globaler Konfrontation ist eins sicher: dass es scheitern wird.
Darum kann ich den gar nicht langen Text von Stefan Heidenreich/Carta gar nicht genug loben: er beklagt “Die Wiedererweckung der gelben Gefahr”. Er plädiert für das Lernen aus der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, zu dem übrigens auch gehörte, dass der schlimme Kommunismus am erfolgreichsten und ohne Blutvergiessen von seinem “eigenen” Volk gestürzt werden kann – verbunden mit der tödlichen Umarmung der BRD-Entspannungspolitik, die SPD und FDP Ende der 60er Jahre entwickelt hatten. Ich wARTE immer noch auf irgendeine andere menschenverachtende Diktatur, die ähnlich gegenwehrlos ihre Niederlage anerkennt. wie es ab 1989 in der DDR und weiteren osteuropäischen Ländern geschah.
Jörg Tauss/telepolis ist als zurückgetretener SPD-MdB nur noch begrenzt politisch geschäftsfähig. Es gäbe vielleicht geeignetere Autor*inn*en, die sich mit den Kreuzzügler*inne*n des sog. “Zentrum Liberale Moderne” auseinandersetzen sollten. Wenn ihnen von Rechts nicht so viel Geld hinterhergeschmissen würde, wäre die beste Devise vielleicht eher “gar nicht erst ignorieren”. Aber wer in Berlin nur genug Lärm macht, dem öffnen sich zahlreiche Medientüren. Und Frau Baerbock erweckt den Eindruck, als wolle sie solchen Gestalten sogar das Kanzleramt öffnen.
So weit das Wichtige. Wenn Sie sich noch weiter erhitzen wollen, lesen Sie weiter.
#allesdichtmachen
Warum ist daran so viel schiefgelaufen?
Zwei Antworten aus Medien, die nicht zu meinen bevorzugten Informationsqeuellen gehören.
Beim Spiegel, unten im bunten Teil, wo ich meistens gar nicht mehr weiterlese, findet sich ein Text von Eva Ullmann und Michael Ehlers: “Wie #allesdichtmachen ein Erfolg hätte werden können”. Erstaunlich in diesem doch nicht komplett einseitigen Medium. Es wäre tatsächlich so einfach zu konzipieren gewesen, dass es sogar in einen Spiegel-Beitrag passt.
Und warum ist es so schiefgegangen? Damit setzt sich ein vierköpfiges Autorenkollektiv (Andreas Busche, Hannes Soltau, Julius Geiler, Matthias Dell) des Berliner Tagesspiegel auseinander: “Eine Spur führt ins Querdenker-Milieu”. Diese Schlagzeile ist irreführend, denn im Text geht es um zahlreiche “Spuren”. Mitautor Matthias Dell ist für mich ausserdem voll satisfaktionsfähig: er war zeitweise meine Texte betreuender Redakteur beim Freitag, und ist heute klar der beste Tatort-Experte aller deutschen Medienjournalist*inn*en. Das ist der Recherche auch anzumerken. Mit der Erkenntnis: organisationspolitisch betrachtet war die Aktion ein mehrfach verkrachtes, unreflektiertes Sektierertum (Frauen nicht mitgemeint, sondern mitbenutzt).
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