Gut, dass ich zu den vorgestrigen Typen gehöre, die noch TV-Programmzeitschriften nicht nur kaufen, sondern, meistens auf dem Klo, auch gründlich lesen. So war mir diese Ruhrgebiets-Doku von ZDFinfo nicht entgangen. Sie war auch nicht schlecht, für ein Zusammendrängen in 45 Minuten sogar akzeptabel. U.a. erfuhr ich, dass ruhrbarone-Macher Stefan Laurin, Architekt des ersten Schwarz-Grün in Gladbeck 1994 und heutiger Grünen-Hasser, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, nicht nur sichtbar zugelegt hat, sondern auch weisshaarig geworden ist. Männer soll das ja “interessanter” machen.
Die Filmautorin Katja Nellissen hat einen anständigen Job gemacht. Die Regionalkompetenz, die aus ihrem Film spricht, hat sie sich u.a. mit einem Volontariat beim WDR erworben. Bei dem wARTE ich seit “Was bleibt sind wir” von dem verdienstvollen Werner Kubny (2010) vergeblich auf vergleichbare journalistische und dokumentarische Leistungen. Stattdessen mussten Frau Nellissen und ihre Produktionsfirma Gruppe 5 das Werk beim ZDF verkaufen. Wer mag es da wohl ausser mir geguckt haben?
Ein guter Journalistenfreund schrieb mir heute, in meinem Hinweis auf die verstorbene Marianne Lienau auch Trauer über verblichene journalistische Leistungen dieses einstmals mutigen und innovativen Senders gelesen zu haben. Dieser Freund kennt mich sehr gut.
Im vorigen Jahrhundert hatte der WDR Redakteur*inn*e*n, die Konflikte mit Landes- und Kommunalpolitiker*innen nicht fürchteten, manche genossen sie sogar. Sie hatten Vorgesetzte im Haus, bis hin zum Intendanten, die bei Gegenwinden ihren Rücken grade machten. Es wurden Sendeinhalte und -formen ausprobiert, die scheitern durften. Wie sollen die Mitarbeiter*innen denn was lernen, wenn das verboten ist?
Heute ist der NRW-Landessender sowas ähnliches wie … die Katholische Kirche. Könnte sein, dass er eines Tages weg ist. Und niemand hats gemerkt.
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