Mark Siemons/FAZ bespricht eine gemeinsame Veröffentlichung der Soziologen Andreas Reckwitz und Hartmut Rosa. Ich stehe zwischen diesen beiden “Modesoziologen” dem Herrn Rosa sicherlich näher. Darum finde ich es durchaus gefällig, wenn Siemons subtil kritisch darauf hinweist, dass der Herr Reckwitz mit Kategorien hantiert, die für die Marktforschung und Werbewirtschaft entwickelt wurden. Kritische Soziologie wäre was Anderes. Ein Problem habe ich aber mit allen Dreien: diese Sprache. Da gehe ich nicht mit. Mögen sie ihn ihrem Elfenbeinturm intellektuell verhungern und verdursten. Ich hole sie da jedenfalls nicht raus. Der Herr Siemons beherrscht ja Chinesisch. Der hat 10 Jahre in Beijing gearbeitet.
Felix Wemheuer/Jungle World analysiert, wie die Kommunistische Partei Chinas ihre nationale Ökonomie wieder unter Kontrolle bringen will. In dieser Disziplin gibt es zweifellos einen Wettlauf der Systeme, in dem China im Guten wie im Schlechten wieder mal vorne liegt. Interessante Texte der Herren Trampert zur kommenden Ampelkoalition und Schmid zum französischen Afrika-Gipfel hat die gleiche Redaktion digital eingemauert, ohne es optisch zu kennzeichnen = “linke Medienstrategie”.
Wenn die klugen Herren handelnde Subjekte einer real existierenden Arbeiter*innen*klasse suchen, die nicht darauf wartet vom “Sinus-Institut” erfunden zu werden, kann ihnen geholfen werden. Lisa Bor/Jungle World berichtet über die Berliner Arbeitskämpfe in den Krankenhäusern und bei den Gorillas. Was sie wohl noch nicht wusste, weiss Bernd Müller/Junge Welt: nach der Charité gibt es auch beim landeseigenen Krankenhauskonzern Vivantes eine Einigung auf Eckpunkte für die nun zu führenden Tarifverhandlungen. Das zeigt – makabrerweise soll sogar ein gewisser Jens Spahn beim “Pflegetag” rhetorisch darauf hingewiesen haben: gewerkschaftliche Organisation und Bereitschaft zum Arbeitskampf sind Rezepte für sozialen Fortschritt.
Nicht nur bei Gorillas bekennen sich die Arbeitgeber als A….löcher, beim Konkurrenten Lieferando siehts kaum besser aus.
Im Wettlauf der Systeme solche Desperados unter rechtsstaatliche Kontrolle zu bringen, gibt es ein dickes Aufgabenheft. Sie könnten die Texte von Julia Reda lesen, oder hier bei netzpolitik.org, Tomas Rudl oder sich hier bei Jacobin Branko Marcetic lernend und büffelnd eingraben. Es macht niemanden dümmer.
Und für die Herren Soziologen: dort finden sie jede Menge Subjekte.
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