von Gert Samuel
Düsseldorf will sich – wie andere Städte auch – bis 2035, besser noch bis 2030 als „klimaneutrale Stadt“ bezeichnen können. Das hatte die lokale Ampelkoalition bis 2020 als Zielsetzung formuliert. An dieser Vorgabe hat der Wechsel zur schwarz-grünen Koalition nichts geändert.

Nun gibt es in Düsseldorf noch eine Vielzahl von Gaslaternen. Und: Es gibt einen schon länger währenden Streit um die weitere Nutzung dieser Lichtquelle im öffentlichen Raum. Die energischsten Befürworter*innen haben sich in einer Initiative zusammen getan und üben „zivilgesellschaftlichen Druck“ für das weitere Glimmen der Gaslaternen in der Stadt aus. Ein erstes Ergebnis schwarz-grüner Mehrheit im Düsseldorfer Stadtrat lautet: die Gasbeleuchtung wird bleiben, Gaslaternen stehen seit September 2020 unter Denkmalschutz und 10.000 Exemplare sollen dauerhaft das Dunkel der Nacht erhellen.

Kommen Freunde oder Freundinnen zu Besuch, kann ich nicht überzeugend erklären, erstens, welchen Beitrag eine fortwährende Nutzung von Gaslaternen zum Ziel einer klimaneutralen Stadt leisten und zweitens, weshalb das Thema Sicherheit bei dieser anhaltenden Debatte gar nicht oder nur minimal berücksichtigt wird. Denn es ist nur ein Weg von der Bus- oder Straßen-/U-Bahnhaltestelle zurück nach Hause zu abendlicher oder nächtlicher Stunde zu gehen, um zu erleben, welch geringe Leuchtkraft das Glimmen dieser Funzeln liefert. Nicht nur alte Menschen fühlen sich dann unsicher und müssen stetig darauf achten, wohin sie auf den spärlich beleuchteten Bürgersteigen treten.

In der vergangenen Woche erfuhren die Leser*innen der NRZ-Düsseldorf vom 9. Februar, dass nun zusätzliches Licht für Straßen mit Gaslaternen an ausgewiesenen Straßen getestet werden wird. Das bedeutet, es werden zwischen Gaslaternen eine oder mehrere Lichtstelen neu installiert, damit auf diese Weise der Wechsel von einer strombeleuchteten, helleren Straße für Verkehrsteilnehmer*innen beim „Übergang zu sanfterem“ Gaslicht „vereinfacht“ werde. In einer von der Stadt dazu formulierten Erläuterung heißt es laut NRZ: „Aus Gründen der Verkehrssicherheit können Gaslaternen perspektivisch nur in 30er-Zonen aufzufinden sein. In Straßen mit einer höheren Geschwindigkeit sollen diese abgebaut werden.“

Nun lässt sich mit Recht fragen, wem mit dieser angestrebten Praxis entgegen gekommen und geholfen sein wird: Den Fußgänger*innen, die auch künftig mit der bestehenden Unsicherheit an dunklen Abenden und während der Nacht zurechtkommen müssen; oder den SUV- und Autofahrer*innen, denen beim Durchfahren von 30er-Zonen das „historische Flair sanfteren Gaslichts“ weiterhin Genuss bieten soll, die ansonsten auf gut beleuchteten Straßen brettern dürfen; oder dem vereinbarten Ziel der klimaneutralen Stadt Düsseldorf? Manch eine*r ist da gänzlich irritiert, was aus grüner Lokalpolitik geworden ist und welche Interessen die schwarz-grüne Mehrheit in der Landeshauptstadt vorrangig bedient.

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