Zwei ehemals hochrangig politisch Verantwortliche dieser Republik melden sich heute im Extradienst zu Wort. Ich erinnere mich noch gut, wann ich Günter Verheugen begegnete. Es war 1980 im “Haus Steineck”, ein Tagungshaus dessen bildhübsches Gebäude noch heute in Mehlem am Rheinufer steht, direkt neben dem superben “Weinhäuschen”. Es war Bundeshauptausschuss der Jungdemokraten, und FDP-Generalsekretär Verheugen erschien als Gast. Hier beschlossen wir, die FDP sei “eine Agentur jener Kräfte, denen wir in dieser Gesellschaft die Macht abnehmen wollen”. Verheugen war nicht amüsiert.
Nur zwei Jahre später brach ebenjene FDP die sozialliberale Koalition, und Verheugen verliess mit uns diese Partei. Als Sozialdemokrat war er langjähriger EU-Kommissar (1999-2010) und in jener Zeit für die EU-Osterweiterung mitverantwortlich. Zu der aktuellen Krise in der Ukraine äusserte er sich jetzt erstmals öffentlich und ausführlich unter Bezugnahme auf seine damalige Arbeit, in einem Interview für das nd (Uwe Sattler), das wir übernehmen durften: “Wir müssen bereit sein Russland wieder die Hand zu reichen”.
Ludger Volmer war 1989 eine der Führungspersonen der Grünen, die mich veranlassten der Partei beizutreten. 1999 diskutierten wir bei einer Mitgliederversammlung der Bonner Grünen streitig über die Beteiligung der Bundesregierung am “Kosovokrieg”. Der Bonner Kreisverband und auch ich persönlich lehnten sie ab; Ludger war nicht amüsiert. Ich bemerkte an ihm jedoch schon damals, in welcher nervlichen Anspannung bis hin zur Überanstrengung Regierungsmitglieder in einer Kriegssituation agieren müssen. Eine solche “Karriere” habe ich wohlweislich nie angestrebt. Ludger hat es gewagt, und meinen Respekt dafür. In seinen gegenwärtigen Diskussionsbeiträgen legt er Rechenschaft ab, und bringt seine reich gesammelten Erfahrungen in die Debatte ein: “Die falsche Konsequenz – 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr – Die alleinige Stärkung der deutschen Streitkräfte ist viel zu defensiv gedacht. Ja, die deutsche Sicherheitspolitik muss ihren Weitblick wiedergewinnen.” Dafür mein herzlicher Dank. Denn mit viel Vergnügen ist es nicht verbunden. Dieser Text erschien zuerst in der Berliner Zeitung.
Weitere Lektürehinweise meinerseits “Die Spur des Geldes” behandeln die Finanzquellen der rechten französischen Präsidentschaftskandidatin Le Pen, die Finanzquellen der Mobilität, sowie das Machtgefüge an der Spitze des ZDF.
Wie immer erscheint in der Stunde nach Mitternacht die nächste Kolumne von Günter Bannas, Bereits den ganzen Tag online ist ein DLF-Interview mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke, das morgen vormittag um 11.05 linear gesendet wird. Auch kein vergnüglicher Job.
Ihnen ein vergnügliches Restwochenende. Meins ist mit dem Klassenerhalt von Borussia Mönchengladbach so gut wie gerettet. Zum Ärgern gibts am Montag noch genug.
Freundliche Grüße
Martin Böttger
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