Kebekus beschämt ihre Chefs / plus ein bildschöner Film nur bis Dienstag – Mediathekperlen

Küppi gestern frisch und kurz (unter 5 Min.; das Musikrätsel habe sogar ich erraten). Würde er Regierungssprecher, wäre Olaf Scholz wahrscheinlich auch nicht schlechter beraten als jetzt. Und Küppi ist gut genug von sich selbst beraten, solche Angebote abzulehnen. Aber darum schreibe ich hier gar nicht.

Auf ARTE gibts nur bis Dienstag einen bildschönen Film von Elia Suleiman: “Vom Gießen des Zitronenbaums”. Der Regisseur spielt sich selbst und spricht kein Wort. Er macht nur ein – sparsames – Gesicht, hinter einer dickrandigen Brille und unter einem Hut versteckt. Eine Sammlung köstlicher Szenen, immer ausgesucht hübsch verpackt. Der schwarze Taxifahrer in New York muss sofort seine Leute anrufen: “Ich habe einen Palästinenser als Fahrgast! Ja, er sitzt hier, direkt hinter mir. Ein echter Palästinenser!”

Oder eine Szene in einem Pariser Strassencafé. Sie erinnerte mich an einen iranischen Mitbewohner, mit seiner kompletten kommunistischen Grossfamilie vor den Mullahs geflohen. Sein alter Vater kam ihn hier in Bonn besuchen. Er wollte kein Besuchsprogramm, nur sich in der sommerlichen Fussgängerzone ins Café setzen und “Leute gucken”. Seinem Sohn war das peinlich – es war für den Pappa ein Porno.

Suleiman lässt gefühlt ca. 20 essgestörte Models vor sich auf und ab laufen, hochprofessionell gestylt, alle Farben auf Kleidung und Haut genauestens abgestimmt. Keine*r thematisierte – es wurde ja nicht gesprochen – wie schrecklich ein Leben mit mehrmals täglichem Kotzen ist.

Suleiman will für nichts und niemanden agitieren. Er bestaunt diese Welt und nimmt uns dabei mit, über Dinge zu staunen, über die uns das Staunen längst abgewöhnt wurde. Also: beeilen Sie sich bis Dienstag!

Brennpunkt Pflege

Die Kebekus versteht sich auf Understatement. Sie ist ja keine Untergebene, sondern Geschäftspartnerin ihres Senders. Und kann es sich vertragserfüllend erlauben. Warum hat es noch keinen “ARD-Brennpunkt Pflege” gegeben? Dort brennt es doch schon seit Jahren. Und bei der ARD hats wieder keine*r gemerkt. Darum hat sie ihn gleich selbst gemacht, zusammen mit einer gewerkschaftlich organisierten Pflegerin. Spitze!

Danach einvernahm Kebekus WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni. Aber da war ich schon im Bett. Die Gästegespräche finde ich immer am langweiligsten.

Es brennt zwar, seit Jahren schon. “Wir” sind also alle schon dran gewöhnt – ausser die Opfer. Die Nummer bleibt zwei Jahre in der Mediathek. Urteilen Sie selbst, ab wann es sich bessert.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net