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Atomideologie – Nein Danke II

Atomenergie diskutiere ich als Unternehmensberater seit Jahren anders als die Grünen nicht mit den (richtigen) Argumenten um die Risiken des Betriebs und die ungelöste Endlagerungsfrage für hochradioaktive Abfälle, sondern vorrangig ökonomisch. Denn Atomenergie ist eine Pleitetechnologie.

Macron will Pleitekonzern verstaatlichen

Sie wäre ohne Milliardensubventionen der Staaten niemals entstanden, sie wird ohne Milliardensubventionen nicht weiterexistieren, und sie wird niemals ohne Milliardensubventionen für künftige Generationen als existenzielle Gefahr beherrschbar sein. Auf keine Technologie trifft das indianische Sprichwort, dass man ein totes Pferd nicht versuchen sollte weiter zu reiten, sondern absteigen muss, treffender zu. Die ökonomische Verbohrtheit der französischen Regierung zeigt sich derzeit in den Bestrebungen, den Pleitekonzern EDF, Betreiber aller französischen AKWs, voll staatlich zu übernehmen. Die EDF ist mit 40 Milliarden € verschuldet, von ihren 54 AKW sind derzeit 29 vom Netz, weil der Klimawandel die für die Kühlung erforderlichen Flüsse austrocknet.

Ökonomisches und ökologisches Desaster

Trotzdem hält Macron an der Sackgassentechnologie Atom fest, will gar sechs neue Reaktoren bauen lassen. Was das ökonomisch bedeutet, macht die aktuelle Investitionsruine des AKW Flamanville III klar: Selten hat ein AKW derartig alle Budgets gesprengt. Ohne die Sicherheitsauflagen zu erfüllen, sind aus 3,3 Mrd. € geplanter  Investitionen 12,7 Mrd. € geworden. Eine Vervierfachung einer Investitionsruine zwischen 2007 und 2022 – und sie ist immer noch nicht fertig. Sechs weitere AKW bedeuten für den französischen Staat etwa 90 Milliarden € Investition in den sprichwörtlichen Fluss-Sand zu setzen. Dazu die Milliardenrisiken ungelöster Endlagerung und Millionen Tonnen CO2 beim Bau der AKW durch den Bau mit Aushub, Beton, Stahl, Aluminium, und sämtliche andere Materialien, die eine aufwändige, CO2 erzeugende Technik des AKW-Baus erfordert. Ein ökologisches Desaster und eine Investitionsruine, die sich die Milchmännchen-Rechner der Atomindustrie vermutlich schönsaufen, sonst müssten sie von selbst erkennen, dass sich das Unterfangen weder ökologisch noch ökonomisch rechnen kann. Sie gehörten vom Controlling noch vor Tatbeginn gefeuert.

Dreisteste Lüge seit Colin Powell

Aber sie verfügen über Steuermittel der Franzosen und der EU und da kommt es nicht drauf an. Die EDF funktioniert im Jahr 2022 so, wie die Staatswirtschaft der Sowjetunion oder der DDR 1980 – da mag sich die Regierung Macron im Sozialbereich als noch so neoliberal gebärden.  Und um diesen ökonomischen Schwachsinn zu legitimieren, musste die EU-Taxonomie vor wenigen Tagen Atomkraft als “nachhaltig” einstufen – die dreisteste Lüge der Politik seit Colin Powells angeblichen Chemiewaffen in der Hand des Irak.

Über Roland Appel:

Roland Appel ist Publizist und Unternehmensberater, Datenschutzbeauftragter für mittelständische Unternehmen und tätig in Forschungsprojekten. Er war stv. Bundesvorsitzender der Jungdemokraten und Bundesvorsitzender des Liberalen Hochschulverbandes, Mitglied des Bundesvorstandes der FDP bis 1982. Ab 1983 innen- und rechtspolitscher Mitarbeiter der Grünen im Bundestag. Von 1990-2000 Landtagsabgeordneter der Grünen NRW, ab 1995 deren Fraktionsvorsitzender. Seit 2019 ist er Vorsitzender der Radikaldemokratischen Stiftung, dem Netzwerk ehemaliger Jungdemokrat*innen/Junge Linke. Er arbeitet und lebt im Rheinland. Mehr über den Autor.... Sie können dem Autor auch im #Fediverse folgen unter: @rolandappel@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Martin Böttger

    Es geht eben nicht um Ökonomie, sondern ums Militär. Da gehört die Lüge zum System. Frankreich ist Atomwaffenmacht, und hat damit in der EU-Führungskonkurrenz etwas, was Deutschland nicht hat. Das grämt die deutschen Führungseliten wiederum sehr: “Ich will auch!” Und wer soll das bezahlten? Is doch klar!

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