Mensch oder Technik? Die Kunst forscht
Ein alter Streit, ein alter Machtkampf. Wird der Mensch die Herrschaft über seine Technologien behalten? Oder abgeben (müssen)? Einerseits falschgestellte Fragen. In einer Klassengesellschaft sind es wenige Herrschende, die bestimmen, was erforscht, programmiert und produziert wird. Und viele, die sich dem ausgesetzt sehen. Wenn demokratische Medien sie nicht mit Faktenwissen ausstatten, neigen sie zu quasireligiösen Betrachtungen, als sei die Technik “böse”, und nicht der Klassenfeind. Es gäbe viel zu forschen, was die Technik der IT-Monopole mit den Menschen macht. Eine Frage, die auch den berühmten Heise-Filosofen Hal Faber ständig beschäftigt. Meine These: es wirkt längst lebensgefährlich schädlich in die “grosse” Politik hinein. Ein ernstzunehmender menschlicher Autonomie- und Souveränitätsverlust ist also – ganz ohne Religion – längst akut. Wissenschaftlich beweisen kann ich es nicht. Erforscht wird es viel zu wenig.
Sollen Alphabet, Meta, Alibaba u.a. etwa Forschung finanzieren, die ihre Macht infragestellt? Die sind ja nicht blöd. Also passiert, was wir schon aus der Gentrifizierungsdebatte kennen: die Kunst muss einspringen.
Die DLF-Reihe “Essay & Diskurs” widmet sich aktuell dem Thema. Sabine Himmelsbach: “Wie Technologie unsere Welt repräsentiert, beeinflusst und verändert – Ein Essay über Kunst und digitale Techniken von interaktiven Installationen bis hin zu KI oder Videoinstallationen. Was verändern sie in der bildenden Kunst und wie greifen Künstlerinnen und Künstler Debatten um technologische Einflüsse auf?”
Wie sehr die Kunst selbst Politik ist, wurde selten so durchexerziert, wie es die herrschenden deutschen Medien mit der documenta15 getan haben. Der intellektuell verständige Niklas Maak/FAZ bilanziert. Sein Schlusssatz, mit dem er sich auf die Arbeit des kenianischen Nest Collective bezieht, liess mich auflachen: “Sie zeigen, was diese Documenta hätte sein können ohne diejenigen, die sie für ihre ideologische Agenda missbraucht haben.”
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