Alles beschleunigt sich. Auch die Geopolitik. Thomas Pany/telepolis meldet “Aufschreckende Signale aus den USA”. Am 8.11. sind die Midterm-Elections. Wenn Trumps Reps gewinnen, haben sie den Kongress in der Hand und Joe Biden ist eine lahme Ente. Dorothea Hahn/taz meint jetzt schon, dass es so kommen wird. Das bedeutet nach Pany nicht weniger, als dass die EU-Europäer “ihren” Ukrainekrieg gefälligst selbst finanzieren sollen. Praktischpolitisch wird das bedeuten: Trump ist zurück. Sein wichtigster Wahlhelfer: Saudi-Arabien. Die Prinzenfamilie wäre nicht amüsiert, wenn das ganze Geld, das sie schon in die Trumpfinanzierung gesteckt hat, sich als verlorener Zuschuss erweisen soll.

Angesichts der ökonomischen Panik, die jetzt schon Deutschland und die EU beherrscht, kann das nur den Ruin des vorherrschenden ökonomischen EU-Modells bedeuten. Und das ist es ja, was Trump und Co. wollen. Wenn es in den Endkampf gegen China geht, sollen die Europäer*innen nicht dazwischenreden. Was sie vorauseilend zu vermeiden versuchen. Das berichtet Thomas Gutschker/FAZ in einem Paywall-Text. Die EU müsse dringend ihre „strategische Verletzbarkeit“ vermindern. Denn die Sache hat viele Haken: “Das Land (China) stellt demnach zwei von drei Batterien her und verarbeitet neunzig Prozent der seltenen Erden, die für Dauermagneten in Motoren oder Windturbinen benötigt werden. Es verarbeitet 30 bis 40 Prozent der Rohstoffe, die für insgesamt neun Schlüsseltechnologien benötigt werden, darunter Solaranlagen, 3D-Drucker und Drohnen.”

Und um besonders doof dazustehen, zerlegt sich an dieser Frage die deutsche Regierungskoalition. Der grösste deutsche Hafen Hamburg, in direkter Konkurrenz zu den EU-Partnern in Rotterdam und Antwerpen, wird seiner geografischen und ökologischen Probleme nicht mehr Herr. Das war seit Jahrzehnten absehbar, wird aber erst öffentlich respektiert, seit China – wie schon beim griechischen Hafen Piräus – seine helfende Hand anbietet. China muss das nicht. Aber es kann es. Was werden sie in Beijing aus der aktuellen Show in Europa für Schlüsse ziehen?

Michael Maier/Berliner Zeitung weiss es schon: China soll sich am Westen orientieren – warum eigentlich? – Der Westen versucht, seine Werte nach China zu exportieren. Doch in Peking lässt man sich nicht mehr von moralischen Glasperlen blenden.”

Spekulationen, dass China nach dem Parteitag mit Taiwan ähnlich verfahren könnte, wie Putin mit der Ukraine, sind nicht abwegig. Wenn die Midterms in den USA so ausgehen, wie oben vermutet, noch weniger als zuvor. Die Konfrontation beschleunigt sind auf allen beteiligten Seiten. Gespenstisch. Kräfte, die dagegen eingreifen wollen, sind immer weniger erkennbar. Vielleicht fällt die nächste Atombombe gar nicht auf Büchel, 110 km entfernt von Bonn (die darauf folgende Strahlenbelastung verheisst uns eine Rest-Lebenserwartung von 2-10 Jahren), sondern über 9.000 km entfernt. Verdrängt das die Angst vor der Klimakatastrophe? Nein. Es beschleunigt sie. S.o.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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