Pianist, Dirigent, Gladbach-Fan

Anfang letzten Monats starb kurz vor seinem 52. Geburtstag Lars Vogt, einer der großen deutschen Gegenwartspianisten. Er war Gladbach-Fan wie ich. Vielleicht hätte man sich mal auf der Tribüne begegnen können? Aber das ist das eher Unwichtige.

Sein Tod schmerzt mich auch deshalb besonders, weil ich immer wusste, dass er gut ist und ihn sozusagen im inneren Inventar hatte. Das heißt, dass ich mich irgendwann einmal dringlicher mit seinen Sachen beschäftigen müsste, aber es ja nicht eilte – so denkt man. Außerdem war er eine Art Antistar, der sich nicht via Glamour aufs Auge drückt und wichtig macht.

Jetzt höre ich seine Sachen intensiver, z.B auch die Brahms-Klavierkonzerte, die er als Dirigier-Autodidakt vom Klavier aus dirigierte. Und es klingt irgendwie anders als all die anderen großen Aufnahmen. Das brahmsisch Drängende ist intensiv da, gleichzeitig wirkt das Ganze wie ein Kammermusikwerk. Und das Klavier fügt sich ein – nicht als das große Star-Instrument mit begleitendem Orchester, sondern Teil als eines ganz gleichberechtigen Dia/Multi-Logs.

Da ist viel zu entdecken – gerade für Leute die später kommen wie ich.

Mehr zum Autor hier.

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.