Die deutsche Christdemokratie ist auf Macht abonniert. Die Art und Weise, wie sie das Abo immer wieder verlängert, nötigt mir (in einer engeren politspielerischen Perspektive) einen gewissen Respekt ab. Wo es aber einmal nicht funktioniert, wird es schräg bis tragisch.

Ich erinnere mich noch an frühe Gymnasiastentage. Da gab es Rainer Candidus Barzel. Er war der Widersacher von „Uns Willy“ – und jemand, bei dem es nicht funktioniert hat. Eine traurige Familiengeschichte kam hinzu.

Friedrich Merz erinnert mich an den „Candidus“ (lt.: glänzend, weiß, strahlend – und außerdem als Heiliger auch noch Märtyrer). Merzel wird immer mehr zum Märtyrer der christdemokratischen Nichtmacht. Erst hat Merkel ihn aus dem Unions-Machtzirkel rausgeworfen. Und nun kämpft er in der Unions-Opposition gegen die Ampel-Regierung. Zweimal Nicht-Macht! Aber wie sieht seine Machtoption aus?

Er hält Reden, die auf CSU-Parteitagen umtost werden. Sollte ihm nicht schon das Anlass zum Nachdenken sein? Hat er schon einmal nachgerechnet?

Dass sein Sound allenfalls für Union/FDP/AfD reicht, bekomme selbst ich mit meiner Vier-Grundrechenarten-Kompetenz mit (es gab auf dem Gymnasium übrigens nicht nur ein Candidus-, sondern auch ein Matheproblem!).

Mal sehen, wie lange die machtverwöhnte Union braucht, um ihr Mathe-Problem zu lösen.

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Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.