Beueler-Extradienst

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Left again?

Das rechte Agendasetting klappt hierzulande noch immer prächtig. Obwohl das “Lügenblatt” von über 5 auf unter 1 Mio. fällt, auch die rechten Leitmedien seit Jahrzehnten den verkaufte-Auflagenberg herunterrutschen. Werden die Klimaaktivist*inn*en nächste Woche Terrorist*inn*en? Oder nicht? Mit diesen Fragen ist der Rest des Jahres 2022 dann in Deutschland wohl hinreichend gefüllt, und das Thema für die weihnachtlichen Familienstreitereien gesetzt. Und Olaf Scholz, Tom Buhrow und ihre kapitalstarken Hintersassen schmunzeln still in sich hinein.

Wenn Sie über die klimapolitischen Fakten Erkenntnisgewinne erzielen wollen, sind Sie heute bei den Kolleg*in*en von telepolis mal wieder richtig. Ich packe hier mal ein kleines, unbedeutendes Faktum heraus, das möglichst wenige zur Kenntnis nehmen sollen.

Da waren doch diese Wahlen in den USA. Wichtigwichtig. Das ist unumstritten. Die herrschende Lehre: das war mal wieder knapp, aber das Schlimmste wurde verhindert – also weitermachen. Weitermachen? Was denn genau? Ist weitermachen nicht die sichere Klimakatastrophe?

Es gibt auch in den USA, auf die gerne deutschnational kulturell herabgeblickt wird, immer mehr (!) Menschen, die begreifen. Die gehen sogar wählen. Ein gewisser Lukas Hermsmeier lässt es uns über die taz wissen.

Und dazu habe ich nun eine Frage. Was uns Herr Hermsmeier wissen lässt, sind Wahlergebnisse, die seit Dienstagnacht/Mittwochmorgen MEZ feststehen. Warum erfahren ich von denen erst vier Tage später? Sind Washington und New York etwa nicht prall gefüllt mit deutschen und internationalen Medienvertretungen?

Gut, dass Springer, die FAZ und die SWMH das nicht interessiert, bzw. die denken, dass es das dumme deutsche Wahlvolk nicht interessieren sollte – das kann ich mir mit einem Minimum an materialistischer Analyse zusammenreimen. Böswillige könnten auch bei der taz, die Hermsmeiers Text immerhin bringt, böswillig lästern – ihre USA-Korrespondent*inn*en Dorothea Hahn und Bernd Pickert gehören meines Wissens nicht zu den rechten Renegaten ihrer Redaktion.

Meine Frage ist eher: warum gibt es eine deutsche Jacobin-Ausgabe online, die nicht spätestens Mittwochmittag über solche Wahlerfolge ihrer “eigenen” Leute informiert? Was machen die da den ganzen Tag?

PS: Heute Abend 23 h, Fussball-Länderspiel, Vizeeuropameister zu Gast beim Weltmeister. Keine Live-Übertragung, nirgends. Nur ein Livestream hier. Auch über die USA müssen wir unsere Infos selber suchen. Oder im Combahnviertel sehen, was zu sehen ist.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

5 Kommentare

  1. Annette

    So wird also die amerikanische Kriegspolitik weiterbetrieben mit den Demokraten?

  2. Annette

    Lieber Martin, die Friedensfreunde innerhalb der Demokraten haben leider ihren Brief an den Präsidenten zurückgezogen.

    • Martin Böttger

      Sarichdoch.

    • A.Holberg

      Liebe Annette,
      das ist offensichtlich eines der Grundprobleme mit solchen “Linken” innerhalb einer im Wesentlichen rechten Partei (dass es noch rechter gibt, ändert an dieser Qualifizierung , die sich nicht auf ” kulturelle” Werte, sondern auf die handfeste materielle Realität bezieht) – sie haben ” keinen Arsch in der Hose”.

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