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„Itsch over“

Sieg der Ukraine wohl nur Frage der Zeit

Es war eine Frage der Zeit, bis die russischen Truppen ihre Position rund um Cherson aufgeben mussten. Sie war schlicht unhaltbar geworden. Wer das gewusst, gesehen oder auch nur halbwegs erahnt hat, verbrachte die Zeit bis zum russischen Rückzug in einer emotionalen Wartehaltung – bis geschah, was geschehen musste – und mit Unmut über einige deutsche Intellektuelle, die nur ganz wenig von all dem verstanden hatten.

Wenn mich nicht alles täuscht, kommt nun auch die russisch besetzte Krim in eine ähnliche Position. Die strategisch/logistische Unterhöhlung der russischen Position, wie sie der Ukraine bereits in Cherson gelungen ist, könnte dafür das Modell sein. Ohne Wasser, ohne Nachschub, ohne kampferprobte Truppen gibt es für Militärs mit einer Art Restverantwortung für die eigenen Soldaten eigentlich nur eine Entscheidung:

Itsch over – wie der Neo-Schwabe sagt.

Das medienwirksame Verballern von teuren und noch übriggebliebenen russischen Raketen und Marschflugkörpern in der Ukraine ist ein letzter Knalleffekt. Genauso wie die Scheinoffensiven der Wagnersöldner, die für wenige hundert Meter Landgewinn im zweitgrößten Land Europas täglich viele hundert ihrer Soldaten opfern – nach dem Modell der „Schlacht um den Donbass“ Mitte des Jahres, die der russischen Seite (nach dem chaotischen und verlustreichen Vormarsch auf Kiew) endgültig das Genick brach.

Wer sich die Sterbetafeln von Kriegen anguckt weiß, dass es zum Ende hin die meisten Opfer gibt.

It better end (very) soon.

P.S.: Wo hat sich eigentlich Putin in den letzten Tagen versteckt? Schon im Bonker? Schicksal des Regenkönigs?

Mehr zum Autor hier.

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.

2 Kommentare

  1. A.Holberg

    was heißt es überhaupt zu siegen. Kann ein ohnehin verarmtes und extrem von Korruption gezeichnete Land gesiegt haben, wenn nach Kriegsende die Lage diesbezüglich noch aussichtsloser ist wie zuvor? Kann es für die Mehrheit der Ukrainer einen Sieg gegeben haben ,wenn sie ihr Land verlassen haben, weil es dort für sie wegen der langfristigen Zerstörung der Inftastruktur keine Überlebensmöglichkeit mehr gibt und nur noch verhetzte faschistische Banderisten übrigbleiben, die vermeintlich zu “Ehren der Ukraine” schon immer als Hilfstruppen fremder Mächte (im 1.Weltkrieg die Schsrnmächte, dann das 4.Reich und seitdem die USA) aktiv waren? Aktuell verliert die Russische Föderation in der Ukraine Doldaten und Militärmaterial, aber wohl nicht mehr als die Ukraine. Die Ukraine aber wird in der Substanz in Frage gestellt. Der Wertewesten führt seinen Krieg zur Schwächung der relativ wachsenden russischen Konkurrenz bis zum letzten Ukrainer. Der mag dann stolz sein einen “Sieg” errungen zu haben. Sowas nennt man dann Pyrrussieg.

  2. Roland Appel

    Als Inhaber der doppelten Staatsbürgerschaft Kölsch+Schwäbisch muss ich hier gegen die sprachliche Verunglimpfung protestieren: Es muss natürlich S’ischt Over”(Oberschwäbisch, unserem Minischterpräsidenten nahe) oder “S’isch Over” (Stuttgarter Honoratiorenschwäbisch) heissen – egal, in welchem Bonker.

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