Beim DFB in Doha ging es zu, wie in der Berliner Hauptstadtblase – guter Fussball (ein Mannschaftsspiel!) geht so nicht

PROProfil, Wertkonzept Management GmbH, We Play Forward (“Agentur für Vermarktung im Sport, Social Media und PR”) und BrinkertLueck Creatives (“Werteagentur für gesellschaftliche Kommunikation, Sport und ökosoziale Transformation”), so hiessen nur die prominentesten Bundestrainer*innen, die im WM-Quartier des DFB in Qatar durcheinander quatschten.

Wie ich schon vermutet habe, gibt es keinen Sündenbock, sondern eine Herde von Böcken. Und weil sie sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen, können sie Teamplay nicht. Sondern, weil alles, was schiefgehen konnte, schiefgegangen ist, stechen sie nun fleissig durch, wer schuld war. Ich habe ihre Namen einem Paywall-Text meiner Heimatzeitung WAZ entnommen. Wenn die schon alles weiss …

Der Fehler des bereits gefeuerten/gegangenen DFB-Direktor Bierhoff war es, es so weit kommen gelassen zu haben. Was nicht verwundern kann. Denn die, die da ihrem Business nachgingen, sehen die Welt so wie er.

Diejenigen unter den Extradienst-Leser*inne*n, die sich für Fussball interessieren, wissen: solches Geschehen ist der Tod des Teamgeistes. In der Weltklasse, in der es auf die “kleinen Unterschiede” unter den durchtrainierten Gladiatoren ankommt, geht es nicht ohne. Teams, in denen nicht jeder für den anderen kämpft, in denen nicht individuelle Fehler in Sekundenbruchteilen von Teamkollegen ausgebügelt werden, können nicht gewinnen. Wenn nur einer nicht mitarbeitet, ist die Niederlage gewiss.

Was daran ist für die unter Ihnen von Interesse, die sich nicht für Fussball interessieren?

Erstens: die “Grosse Koalition” lebt weiter – beim DFB. Der Neoliberalismus als Ideologie – hier verkörpert von Sündenbock Bierhoff – liegt im Sterben. Leider ist das keine Gewähr, das irgendwas besser wird. Materiell/materialistisch betrachtet lebt er weiter. In der Berliner Hauptstadtblase geht es nämlich genauso zu, wie im DFB-Mannschaftsquartier. Nur mit noch viel mehr kompetenten und inkompetenten Berater*inne*n – und ähnlich ahnungs- und ratlosen Spieler*inne*n in Parteien und Regierung. So eine WM ist ein Spiegel und ein Konzentrat des gleichen Dilettantismus.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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