Meine grösste Sorge gilt der Unabhängigkeit solcher Medien

Gestern strahlte ZDFneo die zweite Staffel “Alex Rider” aus. Eine erfreulich flott  und very british inszenierte Story um einen sympathischen halbwüchsigen James Bond jr., der den Geheimdiensten die Stirn zu bieten vermag, weil er, ähnlich wie die heutigen Klimaaktivist*inn*en, von dieser Welt, ihrer Wissenschaft und Technik mehr versteht als die routinierten Alten. Aber natürlich ist es auch ein Märchen, wie wir es uns als TV- und Streaming-Glotzer*innen zur adventlichen Unterhaltung in den dunklen Tagen gerne servieren lassen. Wenn Sie nicht desillusioniert werden wollen, hören Sie jetzt besser auf weiterzulesen.

Ich war Heiner Jüttner gestern Abend dankbar, dass er meine Gedanken zu dem “Reichsbürger”-Gewese deutscher Sicherheitsbehörden so kompakt aufgeschrieben hat. Roberto de Lapuente/overton braucht etwas mehr Text für ähnliche Gedanken. Dankenswerterweise hat Michael Borgers/DLF in der medienkritischen Programmnische seines Senders @mediasres sachlich aufgeschrieben, wie inszeniert und medienzentriert dieser “Fahndungserfolg” aufgeführt wurde.

Nachdem auf diese Weise die Fakten klarer sind, als sie in “Tagesschau” und “ARD-Brennpunkt” verkauft werden, bleibt die Frage: was soll das? Was wollen die damit? Soll demonstriert werden, wie schwach sich journalistische Reststrukturen von Geheimdiensten und Polizei am Nasenring durch die Arena ziehen lassen? Ist es etwa Absicht, auf diese Weise das Restvertrauen in professionelle bürgerliche Medien weiter zu untergraben? Und/oder locken sie ihre Innenministerin in eine PR-Falle?

Weit aufregender als diese Inszenierungen sind Fabio de Masis/Berliner Zeitung Erinnerungen und aktuellen Bewertungen des Wirecard-Prozesses: Wirecard: Das perfekte Verbrechen – Heute beginnt der Prozess gegen den früheren Wirecard-Chef Markus Braun. Dabei geht es auch um einen Geheimdienstskandal und das Schachbrett der Geopolitik.” Sollte die Berliner Zeitung diesen Text nachträglich digital einmauern – ich habe ihn mir gesichert. Die Realität schlägt jede Fiktion.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net