Beueler-Extradienst

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Friede auf Erden

Es ist mal wieder Weihnachtszeit und Schnee liegt in der Stadt.
Da sitzen alle dichtgedrängt am Fernsehapparat.
Der Vater will den Western seh’n, Mama ein Schauspielstück,
die Tochter liebt den Krimi mehr, der Sohn die Politik.
Dazu gibt’s Bier oder Wein. Friede auf Erden soll sein.

 

Der Vater grollt, die Mutter droht, die Tochter redet drein,
der Sohn schimpft los, die Mutter heult, Papa fängt an zu schrei’n,
die Tochter drängt die Mutter weg, der Streit wird laut und wild.
Da prügeln Sohn und Vater sich allein ums Fernsehbild.
So geht’s tagaus und tagein. Friede auf Erden soll sein.

 

Heut geht’s ins Fußballstadion, denn da spielt der FC,
Trompeten, Fahnen, Dosenbier, der Krach tut richtig weh.
Die Fans, die wollen Tore seh’n und dass ihr Club gewinnt.
Der Flachmann kreist beachtlich schnell, die Fußballschlacht beginnt.
Fußball ist sportlich und fein. Friede auf Erden soll sein.

 

Der Gegner schießt das erste Tor, die Fans sind starr vor Schreck.
Dann brüllen sie in blinder Wut: Nun haut den Gegner weg,
nun tretet ihm die Knochen ein, der Sieg muss unser sein.
Schon schlagen sie sich mit den Fans vom anderen Verein.
Da prügelt keiner allein. Friede auf Erden soll sein.

 

Es ist am Freitag auf dem Bau, sie sind schon ziemlich müd.
Sie sprechen über Politik und was da so geschieht.
Der Paul, der führt das große Wort und findet alles gut.
Der Willi widerspricht jedoch, der Paul gerät in Wut
und nennt den Willi ein Schwein. Friede auf Erden soll sein.

 

Der Willi redet von Verrat und von der Wohnungsnot
und dass das alles Lügner sind, da sieht der Paule rot:
‘Ich wünsche mir den starken Mann, damit Ihr’s endlich wißt.’
Er schlägt dem Willi ins Gesicht und schubst ihn vom Gerüst.
Das ist nun wirklich gemein. Friede auf Erden soll sein.

 

Auf Volksverräter, Lügenpresse und Migrantenflut,
auf Mikrochips und Impfung schimpft der Pöbel voller Wut.
Man schwärmt vom Deutschen Reiche und ruft auf zum Widerstand:
„Wir kämpfen gegen Diktatur und retten unser Land.“
Wer wirft als erster den Stein? Friede auf Erden soll sein.

 

Bald haben sie mit roher Kraft das Parlament gestürmt.
Minister und Politiker sind da schon längst getürmt.
Da bleibt nur noch die Polizei nach alter Tradition,
sie prügeln, knüppeln, treten sich zum Wohle der Nation.
Immer nur kräftig hinein. Friede auf Erden soll sein.

 

Bei Bedarf kann der Text gesungen werden. Melodie: Es war in einer Regennacht

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.

Ein Kommentar

  1. Roland Appel

    Chapeau, lieber Heiner!

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