Extradienst-Gastautorin Charlotte Wiedemann hatte u.a. hier und hier schon das beredte Schweigen über die “Nakba” kommentiert. Nun hat sie das in der deutschen Ausgabe von LeMonde diplomatique mit einer beeindruckenden Reportage unterlegt, die erfreulicherweise digital frei zugänglich ist: “Das Trauma von 1948 – Wie sich palästinensische und jüdische Israelis an die Nakba erinnern”. Eine passende aktuelle Ergänzung gibt es von Marianna Zepp/Blätter: “Israel: Auf dem Weg in die illiberale Demokratie”.
Zahlreiche gute Arbeiten gestern bei telepolis:
Uwe Kerkow: “Steht Indien ein religiöser Konflikt bevor? – Indien wird zur drittstärksten Wirtschaftsmacht. Doch religiöse Konflikte nehmen massiv zu. Was das mit dem Besuch der Außenministerin in Delhi zu tun hat.” Der Verzicht des Autors auf den Begriff “Faschismus” ist einerseits unpolemisch wohltuend. Die von ihm gekennzeichneten Symptome müssen sich im Kopf der Leserin (Männer mitgemeint) zusammenfügen. Umso heftiger stellen sich seine bereits ausgeführten Fragen an unsere eigene “wertegeleitete” Regierung.
Bernhard Gulka: “Russische Armee erobert Soledar – und bald auch Bachmut? – Manches Ereignis im Ukraine-Krieg ist symbolisch wichtiger als strategisch. Rückzug aus Soledar wurde von Kiew zunächst dementiert. Meldungen beider Seiten sollten stets hinterfragt werden.”
Wolfgang Pomrehn: “Mehr Kohle: Zertrümmerte Knochen und Hoffnungen – Energie und Klima – kompakt: Nach dem Polizeieinsatz gegen Klimaschützer im Rheinland stellen sich ernsthafte Fragen nach dem Zustand dieser Gesellschaft.”
Thomas Pany: “Deutsche Regierung: Twitter-Schutzengel für Impfhersteller? – Pharma-Lobbyisten agierten mit großem Druck und erfolgreich gegen Patentfreigabe der Covid-Impfung. Warnungen des BSI waren Teil der Kommunikationsstrategie. Was Twitter-Files dazu enthüllen.”
“Bonn” als TV-Spiel
Das TV-Spiel “Bonn – Alte Freunde, neue Feinde” ist schon einige Tage mediathekverfügbar und begann gestern mit seiner linearen TV-Ausstrahlung. Die Vorabkommentare der Medienjournalist*inn*en waren nur so mittelgut, dass in mir die Frage aufkam, ob die Stadt Bonn eigentlich um Einverständnis der Nutzung ihres Namens gefragt wird, für jeden Mist, den irgendjemand baut (wie hier die in Berlin sitzende Deutsche Bahn AG). Aber immerhin: die Junge Welt findets gut – wann also wird sich der WDR distanzieren? Und auch bei der Berliner Jungen Welt sind die Nazis “Bonn seine”. Den Verriss durch unseren Maschinisten finden Sie hier.
DLF – unterwegs ins Gestern?
Die aktuellen Politikprogramme muss ich immer öfter wegschalten. Der Sender liebt sie alle – die Nachwuchshoffnungen von CDU/CSU und FDP, und setzt sie als preisgünstige Sprechautomaten ein (selbst wenn die Herren noch Mühe haben, in Live-Gesprächen ganze Sätze zu bilden). Ein grösseres Problem sehe ich darin, dass immer weniger Sendeinhalte auf der Homepage verschriftlicht werden. Bei Live-Interviews ist verständlich, dass das ein paar Stunden dauern kann, bis sie transkribiert sind. Jedes Verständnis für dieses Manko fehlt mir dagegen bei der journalistisch renommierten “Hintergrund”-Reihe – vorproduzierte Stücke, bei denen zwei, drei Klicks genügen würden, sie online zu stellen. Ich verschwende nicht 20 Minuten meiner Zeit mit Audiodateien, wenn ich den gleichen Inhalt in 5 Minuten lesen könnte.
Das gleiche Phänomen bei DLF-Kultur, Da wird fast nichts mehr verschriftlicht. Das ist digitaler publizistischer Selbstmord des Senders. Um sich vor den gierig-doofen superreichen Verleger*inne*n gedruckter Zeitungen in den Staub zu werfen? Damit hat mich schon der WDR verjagt.
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