Festgemauert in der Erde steht das alte Wartehäuschen – Wundersame Bahn CXL
Ich weiß ja nicht, ob die Planer (!) des Strassenbahnausbaus auch mit der Strassenbahn fahren, zur Arbeit, zum Einkaufen, in der Freizeit. Ich jedenfalls tue das, und zwar zu jeder Jahres- und Tageszeit. Dabei ist mir aufgefallen, dass die alten Haltestellenhäuschen, die aus den 70er Jahren, mit den gelben Wänden, dem Betonsockel und den Betondächern, die wie gespreizte Pilzköpfe weit über die Bahnsteige ragen, viel besser sind als die neuen modernen. Die wollten manche Lokalpolitiker aber weghaben, die sehen ja nicht so schön aus.
Ich hingegen liebe die alten Dinger. Sie haben den Namen „Wartehäuschen“ tatsächlich verdient. Die Wände sind zum Teil Beton und darauf stabile Seitenteile montiert, das Dach ist aus Beton und ragt weit über. Man kann sich da reinsetzen, die Bänke sind meist aus Holz und man findet dort hinter den Seitenwänden tatsächlich Schutz vor Wind und Wetter.
Nichts davon in den neuen modernen Wartestellen. Vor ein paar Jahren hat Helmut Lorscheid in diesem Blog schon auf die Untauglichkeit dieser modernen Wartekonstruktionen an den Bus- und Bahnstationen hingewiesen
Seither hat sich – nichts geändert. Als Häuschen kann man diese Gebilde jedenfalls nicht bezeichnen. Das Wort „Unterstand“ wäre angebrachter. Die sehen so aus, als sei es gar nicht gewollt, dass sich dort Menschen aufhalten. Die Leute müssen aber oft dort längere Zeit ausharren. Diese Gebilde haben ein Dach, das ist durchsichtig und lässt Licht durch. Fein. Ja, aber oft tropft es schon kurz nach der Montage aus manchen Löchern herunter. Ist eben keine Betondecke, sondern mit Dübeln und Schrauben befestigte Glasplatten. Die Dinger sind nicht dicht. Auch von Wetterschutz kann weiterhin keine Rede sein bei den neuen. Seitenwände gibt es an Bushaltestellen, aber nicht an den Haltestellen für die Strassenbahn.
Im Sommer mag das ja noch erträglich sein, aber in der feuchten und kalten Jahreszeit, und das sind in unseren Breiten immerhin fast 8 Monate, ist es eine Zumutung, wenn man dort länger warten muss. Z.B. nachts eine ganze Stunde. Wind treibt den Regen bis auf die Sitzbänke. Die Dächer sind zu kurz, und die Seitenwände sind so angebracht, dass sie unten und oben nicht bündig mit dem Boden und dem Dach abschliessen und somit Wind und oft auch Regen von allen Seiten herein kann. Haben Sie schon mal in der Rush Hour an der Haltestelle Stadthaus oder Konrad Adenauer Platz im Regen gestanden? Viel Vergnügen! Ich schon oft. Sehr unangenehm.
Das Argument, man könne die Dächer nicht so weit spannen, wegen der Oberleitung, zieht nicht. Man kann auch vorher nachdenken und dann ordentlich bauen, zum Beispiel über die Oberleitung drüber.
Wer hat sich diese Fehlkonstruktionen bloß ausgedacht?
Aachen kann allerdings das noch toppen.
Dort sind am Bahnhofsvorplatz Wartegebilde zum warten auf die Busse aufgestellt. Die Wände sind etwa 10 cm vom Boden entfernt. An dem Tag, als ich da war, regnete es so doll, dass das Wasser in kräftigen Rinnsalen durch die Wartegebilde lief. Man wurde regelrecht von oben, von den Seiten und von unten durchnässt.
Das passiert mir an meinen Lieblingshaltestellen Oberkassel nicht. Noch nicht. Man muss allerdings sagen, dass die neuen Wartegebilde trotz ihrer Unzulänglichkeiten, für manche Haltestellen eine Verbesserung sind. Z.B. In Limperich und Küdinghoven gab es bisher auf dem rechten Gleis nichts und auf dem linken Gleis Unterstände, bei denen die Sitzbänke im Freien angebracht waren. Was das sollte, hat sich mir nie erschlossen. Sollten sich dort keine Obdachlosen niederlassen?
Aber meine solide gebauten Lieblinge in Oberkassel sind in Gefahr. Die SWB baut die Haltestellen barrierefrei aus und reißt die alten Haltestellenunterstände dabei ab. Um sie dann durch völlig unbrauchbare Gebilde zu ersetzen. Eine Schande!
Also Stadtverwaltung und kommunale Politik, lasst bitte den Quatsch mit den unzulänglichen Wartegebilden und lasst die alten wirklich funktionalen Wartehäuschen, dort wo es sie noch gibt, stehen.
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