Best of 10. Februar 2023: G&J, ARD, ZDF, Klima, Krieg, Seymour Hersh
Thomas Knüwer fällt auch nichts mehr ein. “Gruner + Jahr: Sagt nicht, ihr hättet nichts gewusst” greift auf seine alten Texte zurück und spart mit neuen Ideen. Verständlicherweise. Mir fällt dazu auch nichts mehr ein. Eine handlungsfähige deutsche Medienpolitik würde die Milliardärsfamilien von der Steuerung derselben entfernen. Entschädigungslos, denn die haben ihr Schäfchen alle im Trockenen. Im Gegensatz zu den Leuten, die sie jetzt rausschmeissen. Dass Knüwer die auch beschimpft, ist nicht ganz abwegig, sondern von ihm sogar gut begründet. Hilft aber nicht.
Ähnlich ratlos geht es bei den öffentlichen Medien zu. Sowohl Steffen Grimberg/taz als auch Frederik Castell/uebermedien schaffen das von der ARD dargebotene nur noch mit mittelmässigem Humor zu bewältigen. Ist auch nicht leicht.
Anders beim ZDF. Leonhard Dobusch/netzpolitik versteht sich im Bohren dicker Bretter, ist dort vom mittelwichtigen Fensehrat in den ernsthaft relevanten Verwaltungsrat aufgerückt: “Fragen und Antworten zum ‘Public Spaces Incubator’ des ZDF – Gemeinsam mit anderen öffentlich-rechtlichen Medien startet das ZDF einen ‘Public Spaces Incubator’. Manche sehen darin den Auftakt für eine öffentlich-rechtliche Twitter-Alternative, andere befürchten Geldverschwendung. Ein Beitrag mit Antworten auf die häufigsten Fragen.”
Klima
Wolfgang Pomrehn/telepolis baut angemessene Chinakritik ein: “Studie fordert umgehenden Kohleausstieg – Energie und Klima – kompakt: Es wird weiter zu viel Kohle verbrannt. Das müsse sich schnell ändern, sagen Wissenschaftler. Warum die Stilllegung von Kohlekraftwerken aber nicht zu Mehrverbrauch an anderer Stelle führen darf.”
Krieg und Hersh
Bernhard Gulka/telepolis: “Schlacht um Bachmut – zwischen Mordor und Klein-Verdun – Die russische Armee hat nach vielen erfolglosen Angriffen östliche Vororte der Trümmerwüste von Bachmut erobert. Der Symbolwert der Stadt ist für beide Seiten groß. Mancher Vergleich ist jedoch übertrieben.”
Andre Pagliarini/Responsible Statecraft/telepolis: “Lula in Washington: USA sollten ihre Einmischungspolitik beenden – Der neue brasilianischen Präsident besucht die USA. Er kritisiert die russische Ukraine-Besetzung wie die US-Interventionen in Lateinamerika. Über Brasiliens neue weltpolitische Rolle.”
Eva C. Schweitzer/overton gefiel mir in der Hersh-Nachbereitung am besten: “Ballone und Bomben – Die großen Medien in den USA ignorieren den Hersh-Bericht. Bei uns unterwerfen sie ihm einen Faktencheck ohne gecheckte Fakten.”
Sebastian Köhler/telepolis: “Harsche Reaktionen auf Hershs Artikel – Beitrag zu Anschlag auf Nord-Stream-Pipeline folgen in deutschsprachiger Presse seltsame Reaktionen. Die Doppelstandards scheinen reichweitenstarken Redaktionen nicht aufzufallen. Eine kommentierte Auswahl.”
Thomas Pany/telepolis: “Medien-Debatte über Hersh: Fragen bleiben – Mediensplitter (16): In Frankreich ist der Bericht des US-Journalisten zur Sabotage der Nord-Stream-Pipelines anders als in Deutschland bislang kein “hochexplosiver Stoff” und auch kein Anlass, den Journalisten zu diffamieren.” Panys Schlusspinte nehme ich vorweg. Es ist ein treffendes Zitat vom unterschungsausschussgestählten Ex-MdB Fabio de Masi: “Es ließe sich schnell Klarheit darüber herstellen, ob der legendäre Enthüllungsjournalist #SeymorHersh mit seiner Story zur Sprengung der NorthStream Pipeline durch die USA phantasiert, wenn die Bundesregierung das Parlament über Ihre Erkenntnisse informieren würde. Das lehnt sie ab!”
Letzte Kommentare