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Fussball-Investoren, Interviews mit Schwarzer & Hersh, Boulevardpresse, ChatGPT & “Fachkräftemangel”

Haben Sie Lanz geguckt? (1,8 Mio. haben es getan) Ich nicht. Es war Champions League, und Jürgen Klopps FC Liverpool hat sehr alt ausgesehen. Investorengeduld ist in der Regel kurz. Nur schade für ihn, dass der BVB aus seiner Krise raus und dort gerade keine Stelle frei ist. Nun fragen Sie wieder: was soll mich der Fussball interessieren? Weil er in Kürze so gespalten wird, wie die Welt. Und zwar er zuerst. Das wird in etwa so kommen:

Die schmerzfreie Mafiaorganisation Fifa, wird alles, was gut verkaufbar ist (also vor allem (TV-Rechte) an den unbegrenzt kaufkräftigen arabischen Saud-Clan verkaufen. Die Sauds sind mit der US-Biden-Administration verkracht, nachdem sie jahrelang den klammen Donald Trump finanziert haben. Alles umsonst gewesen? Das finden die nicht lustig. Als Biden nun versuchte, sie in die Anti-Russland/China-Front hineinzukommandieren, erreichte er das Gegenteil. Seit wann kommandieren die, die bezahlt werden, die, die bezahlen? In der teuersten Fussball-Liga der Welt in England kommt es bereits zu Bieterwettbewerben um die dortigen Vereine zwischen US- und arabischen Investoren (Frauen nicht mitgemeint). Das wird mittelfristig zu einer Spaltung des kommerziellen Weltfussballs führen: die Guten (USA + Teile Europas) gegen die Bösen (Fifa + Rest der Welt).

Im Sommer kommt es zu einem ersten Probekrieg: Frauen-WM in Australien und Neuseeland (= schlechte TV-Sendetermine für Europa) im Juli/August. Ausgerechnet hier will die veranstaltende Fifa einen saudischen Hauptsponsor zum Sportwashing der dortigen Todesurteilvollstrecker und Knochenzersäger (Frauen nicht mitgemeint) präsentieren. Wird das die Spielerinnen (Männer nicht mitgemeint) und ihre Teams amüsieren? Eher nicht. Die derzeit linksliberal regierten Veranstalterländer sind es auch nicht.

Das Gute an so einer Fussballkrise ist, dass wir am irrlichternden und politische Relevanz verlierenden DFB, wie schon in Qatar, erkennen können, welche Wackeldackelfigur die deutsche Bundesregierung in den auf sie zurollenden Weltkrisen abgeben wird.

Und nun die Lektüreempfehlungen

Florian Rötzer (Interview)/overton: Alice Schwarzer: ‘Auf der politischen Seite hat man noch nicht das ganze Ausmaß der Gefahr verstanden’ – Im Gespräch über das Manifest, das politische Klima im Land, kriegerische Frauen und die geforderte Abgrenzung nach rechts.”

Dazu ein kurzer Einwand

Kollege Rötzer fragt etwas zu unpräzise. War es nur schriftlich? Möglicherweise. Es geht am Schluss um die Abgrenzung gegen Rechts. Die kann, da bin ich ganz bei Frau Schwarzer, nicht dadurch geschehen, dass sie über hingehaltene Stöckchen derer springt, die sie bei jeder Gelegenheit diffamieren. Es hätte vollauf genügt, und hätte den Zweck wirkungsvoll erfüllt, in den Aufruf einen, höchstens zwei Sätze zu schreiben – für Solidarität mit allen (!) Flüchtlingen, und gegen Rassismus – um den braunen Unrat fernzuhalten. Das zu formulieren, da bin ich ganz sicher, hätte die Intelligenz von Schwarzer und Wagenknecht vielfach ausgereicht. Vergessen? Nein, das glaube ich den beiden nicht (behaupten sie auch nicht). Was also war die Absicht, das wegzulassen? Das hätte ich an Rötzers Stelle gefragt.

Nun brauchen die Veranstalterinnen am Wochenende mehrere Dutzend breitschultriger, muskulöser, durchtrainierter Männer als Ordner (Frauen nur unter widrigen Umständen mitgemeint), die AfD-nahes Publikum des Platzes verweisen müssen – bei einer angemeldeten Versammlung müsste die Polizei sogar behilflich sein. Spass macht das nicht. Aber jut, darum gehtet auch nicht …

Zum gleichen politischen Thema:

Amy Goodman/Democracy Now/telepolis: Seymour-Hersh-Interview: ‘Der US-Präsident wird es zugeben müssen’ – Für die Sprengung der Pipelines werde Washington einen politischen Preis bezahlen. Ein konservativer Backlash drohe nun in Europa. Warum Hersh die Dementis der USA und Norwegens als Lüge bezeichnet.”

Philipp Fess/telepolis: Das Reich der Mitte im Brennpunkt zwischen Krieg und Frieden – VR China spricht sich in neuem Sicherheitskonzept für UN-Friedensagenda und gegen “Hegemonismus” aus. Außenminister warnt vor nuklearer Eskalation. Ungarn in Beratungen eingebunden.”

Jungle-World-Titelthema Boulevardpresse

Elke Wittich/Jungle World: Die britischen Tabloids waren für die Boulevardpresse weltweit stilbildend: Boulevard auf Britisch – Die britischen Tabloids prägten den Stil der Boulevardpresse weltweit und waren auch Vorbild der »Bild«-Zeitung. Die erfolgreichste von ihnen, die »Sun«, unterstützte in den sechziger Jahren noch die Labour-Partei und propagierte später den EU-Austritt.” Die Autorin macht es souveräner, als ich es könnte. Ich bekäme Brechreiz.

Fachkräftemangel: telepolis fand einen “Marxisten”

Georg Schuster/telepolis: Wieder einmal ‘Fachkräftemangel’: ChatGPT wird ideologisch – Was eine intelligente Maschine zum Fachkräftemangel zusammenträgt, verdient eine marxistische Kritik.” War Andrea Nahles nicht auch mal eine “Marxistin” (Olaf Scholz mitgemeint)?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. André Dahlmeyer

    Bzgl. zu dem Einwand wg. des Schwarzer-Interviews:
    Auf der Demo-Seite “https://aufstand-fuer-frieden.de/” steht ausdruecklich:
    “*) Auf der Demo gilt folgender Konsens: Wir bitten auf das Mitbringen von Parteifahnen und Nationalfahnen jeder Art zu verzichten. Rechtsextreme Flaggen, Embleme und Symbole haben auf unserer Kundgebung keinen Platz.”
    Ich finde das eindeutig genug!

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