Es ist die schwerwiegendste deutsche Medienkritik, die ich kenne. Wind macht sie – bisher – keine. Ist sie zu böse? Ladislaus Ludescher zeigt in seiner Studie “Vergessene Welten und blinde Flecken – Die mediale Vernachlässigung des Globalen Südens”, warum die deutsche Weltwahrnehmung so vernagelt ist. Wenn die Studie Ihnen zu umfangreich ist, liefert der Autor selbst hier eine kompakte Zusammenfassung. Er bezeichnet sie als “Quantitative geografische Mediendiskursanalyse über die Berichterstattung der Tagesschau und ausgewählter Leitmedien (Deutschlandfunk, Süddeutsche Zeitung, Der Spiegel, Brennpunkt, Anne Will, Hart aber Fair, Maischberger, Maybrit Illner, CBS Evening News, The Washington Post, Time, The Guardian und Le Monde)”.
Gemessen an den selbstbeweihräuchernden Bekundungen dieser Sender und Organe (“Juwelen der ARD … Korrespondentennetz“), ist das eine formvollendete Blamage, und für Sie und mich als Finanziers und Konsument*in ein ausgemachter Skandal.
Darüber hinaus erscheint es mir irgendwie rätselhaft, dass Ludeschers Forschungsergebnisse noch nicht einmal in irgendeiner winzig kleinen Programmnische präsentiert wurden, von dem ganzen teuren und selbstreferentiellen Talkshowkarussell ganz zu schweigen. Sollte es sich etwa um Zensur handeln? Ich glaube, nein. Es ist schlimmer: Ignoranz und Verblödung der Apparate und ihrer Insass*inn*en selbst.
Warum sind deutsche Filme so schlecht?
Wer könnte diese Frage besser beantworten, als die Regisseur*inn*e*n selbst? Hier ein zusammenfassender Bericht von Jörg Seewald/FAZ: “Regisseure begehren auf: Gegen den neuen deutschen Medienfeudalismus – Der Bundesverband Regie sieht die Grundlagen seines Berufsstands durch den Kontrollwahn der Sender bedroht. Der Appell ‘Regie Jetzt!’ formuliert Punkte für ein faires Miteinander.”
Was die Damen und Herren Regisseurinnen zu ihrem Stress im Umgang mit TV-Sendern berichten und beklagen, kann ich im wesentlichen bestätigen. Die Redakteur*inn*e*n, die ich persönlich kannte, die Kreativität unterstützten und verteidigten, statt sie zu bekämpfen, sind heute alle in Rente. Die Sender sind froh, dass sie es sind, weil die so “schwierig” waren.
Das Problem wird sich jedoch mit Appellen einzelner Berufsstände, zumal der besser bezahlten, nicht lösen lassen. Medienpolitik im konzeptionellen Sinne (Zuständigkeit: die Bundesländer) existiert in Deutschland nicht wirklich. Was aber existiert, sind sog. “Medienpolitiker*innen” in den Staatskanzleien der Bundesländer. Die muten ihren Wähler*inne*n so viel zu, dass sie lieber kein zusätzliches Gebührengeld für Radio und TV einfordern wollen. Sie, diese Politiker*innen, sind ja auch nicht in der Lage, irgendwas Akzeptables zu liefern. In der gegenwärtigen Inflation heisst das: die produzierenden Sender werden geschrumpft, und haben in vielen ihrer Intendant*inn*en dafür geradezu ideale Repräsentanten.
Was bleibt also für die, die Kunst machen und dafür fair bezahlt werden wollen? Das Gleiche wie für alle, die für öffentliche Dienste arbeiten: gemeinsame gewerkschaftliche Organisation. Ja, das ist anstrengend. Ja, auch da gibt es ätzende Bürokratie. Wer das scheut, bekommt dann das als Ergebnis, was jetzt ist. Weiter so?
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