Wundersame Bahn CXLIII, wundersames “Digitalministerium”, wundersame Ukraine, wundersames Frankfurt
Pendler*innen im RE1 in NRW zwischen Aachen und Hamm werden auf dem sonntäglichen Sofa dafür kaum ein Augenlid heben. Sebastian Köhler/telepolis beklagt die Zustände im RE1, in Berlin: “Höchste Eisenbahn? – Stattdessen weniger Wagen, weniger Platz sowie mehr Stress für Fahrgäste und Beschäftigte.” Er kann ja nicht wissen, dass der wirklich relevante RE1 gar nicht fahren kann, weil der zentrale Streckenabschnitt Duisburg-Essen während der gesamten Osterferien, also wenn besonders viele Menschen gerne reisen würden, gesperrt ist. Komplett. Immerhin scheut sich der Autor aber nicht – anders als ich fauler Sack, und ähnlich wie Helmut Lorscheid, der daraus eine recht bescheidene Beliebtheit generiert – recherchierende Anfragen an verantwortliche Stellen zu richten. Das macht seinen Beitrag informativ und lesenswert. So ist ihm zu entnehmen, dass der zuständige FDP-Verkehrsminister gar nichts gegen fette teure Bahnbauprojekte hat, wenn sie nur für die auftragnehmenden Baukonzerne effektiv, lukrativ und profitabel sind. Die Fahrgäste werden es dann schon so nehmen, wie es gekommen ist. Kollateralnutzen ist aus FDP-Sicht, dass jede aufgegebene oberirdische Bahnfläche ein zusätzliches Spielfeld für die Expansion des privaten Immobilienkapitals ist, auf dem der Herr Lindner und seine Freunde “Wohnungen” zu bauen trachten. Und keine Billigen! Denn die lohnen sich nicht. Sie wissen schon, “Kapitalismus … Economy … stupid! …”
Ganz ähnlich verfährt der fleissige Herr Wissing mit seiner Zuständigkeit für Digitales. Haben Sie schon vergessen? Da sehnse mal. Monika Ermert/heise hat selbstverständlich keine Ahnung von den Anstrengungen des Herrn Wissing und seiner wuseligen FDP, die schreibt dann sowas: “Missing Link: Global Digital Compact – Vollkastastrophe oder verpasste Chance – ‘Global Digital Compact’: Der Zukunftsgipfel 2024 soll bei den Fragen Krieg, Klima und Zusammenleben eine große Rolle spielen – das Digitale eine ganz große.” Was wollen die immer mit dem Zivilgesellschafts-Gedöns? Jeder FDP-Minister spricht regelmässig, kontinuierlich mit 1-2, manchmal sogar 3 Konzernen, bzw. ihren Lobbyverbänden. Er lässt sie sogar Ministeriumsarbeit machen (Gesetze entwerfen etc.), weil das ja viel billiger ist. Das ist doch die Zivilgesellschaft, jedenfalls die, die die FDP kennt.
Wer sind “die Ukrainer”?
Gestern wurde eine Kurznachricht des hier erwähnten Friedensappells sozialdemokratischer und gewerkschaftlicher Veteran*inne*n in der Aktuellen Stunde des WDR mit einem Kommentar des berüchtigten Herrn Melnyk abmoderiert, was “die Ukrainer” (Frauen mitgemeint?) Unflätiges dazu meinen. Manche halten das für Aussenpolitik. Nun sind Ukrainer*innen aber Menschen wie Du und ich, also recht verschieden. Eine Mehrheit von ihnen hängt am Leben, wie Du und ich. Millionen sind darum geflohen, egal ob legal oder illegal (letzteres vorwiegend die Männer). Florian Rötzer/overton hat keine guten Nachrichten von denen, die bleiben: “Ukrainisches Verteidigungsministerium kürzt Zuschläge für Soldaten – Die zu Beginn des Krieges beschlossenen Zuschläge erhalten nur noch Soldaten direkt an der Front, erwartet wird ein Sinken der Kampfmoral.”
Frankfurter Kultur mit Hinweisen für Bonn?
Overton-Autor Klaus-Dieter Stork hat selbst mal fürs Frankfurter Kulturdezernat gearbeitet. Das macht seinen Text nicht nur informativ, sondern auch explosiv: “Wozu das Theater? 15 Jahre Trödelzeit – Längst sind in Frankfurt ein neues Schauspiel und eine neue Oper fällig. Aber der Stadt fehlt es an Visionen – und vor allem am Mut.”
Was der gute Mann aus Frankfurt beschreibt, ist so wenig was Besonderes, wie der Kollege oben über den RE1. Es ist in jeder Grossstadt anders, aber auch ähnlich. Deutschlands Pleitekommunen haben mit ihren Kulturbauten (und nicht nur denen) ein ähnliches Problem, wie die Bahn mit ihren Gleisen, Brücken und vergammelnden Bahnhöfen. Als ich mich auf Veranlassung meines Freundes Peter Wahl in den 90ern begann, im Grünen-Kultur-Fraktionsarbeitskreis zu beteiligen, informierte uns die Oper bereits über einen Sanierungsstau von über 15 Mio. Das war vor 30 Jahren! Erledigt wurde immer nur so viel, wie zur Vermeidung einer Sperrung des Gebäudes (“Brandschutz!”) erforderlich war.
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