Italien schon seit 35 Jahren draußen!

Beim Nachhause-Cruisen vom Beach-Sundowner fällt mir 60 km südlich von Rom dieses Bauwerk ins Auge. Eine irgendwie ostergerechte Erscheinung, wie aus dem Ei gepellt, und steht was mit Nuclear drauf. Es ist das italienische AKW Latina in der gleichnamigen Region Latium, ein nun schon seit 35 Jahren eingemottetes Klein-AKW.

Nach Tchernobyl gab es in Italien ein Referendum, das den Ausstieg aus der Atomkraft beschloss, der dann 1987 auch vollzogen wurde. Im Jahr 2000 wurden dann die im AKW verbliebenen 1400 Tonnen radioaktives Brennmaterial nach Großbritannien zurückverbracht. 2020 wurde der Abriss beschlossen. Dessen erste Phase soll bis 2027 dauern und ca. eine Viertelmilliarde Euro kosten – der italienische Abgesang auf die teuerste und riskanteste Art Energie zu produzieren.

Die aktuellen Forderungen nach Weiterlauf der deutschen AKWs sind gaga und wiedergängerisch. Was mich besonders ärgert ist, dass die Union, der man zwischendurch schon einige Lernschritte in der Sache zugebilligt hatte, nun (zum wievielten Male eigentlich?) ihre Meinung geändert hat und mal wieder Weiterlauf fordert. Die Partei ist zurecht unter 30% abgekracht. Eine Gesamtperspektive für die Republik hat sie anscheinend nicht mehr zu bieten.

Mehr zum Autor hier.

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.