Die Geschichts- und Erinnerungspolitik in Deutschland ist seit dem Sieg über den deutschen Faschismus umstritten und umkämpft. In den 80er Jahren tobte darüber in der West-BRD ein sog. “Historikerstreit”. Es gab zwar noch keinen Videoschiedsrichter, aber eine Aktion sollte bestimmend werden: die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (CDU), dessen persönliche Weste selbst nicht sauber war. An dieser Rede hat eine spätere Kreisvorsitzende der Bonner Grünen mitgearbeitet, Stefanie Christmann. Starke Leistung.
Historisch betrachtet hat sich seitdem viel verändert, manches zum Schlechteren. Viel Gras ist gewachsen, und die Herrschenden der deutschen Politik wollen davon nicht mehr belastet werden, sie fördern das Vergessen nach Kräften. Wir nicht. Und Petra Erler nicht: ihr “9. Mai” ist in meinen Augen so stark, dass ich heute danach nicht mehr schreiben konnte und wollte. Das “Best of”, über das ich sonst regelmässig schreibe, das ist heute von ihr.
In “Nicht in Minnesota” bespreche ich die Netflix/BBC-Produktion “Black Earth Rising”, die sie noch bis 25.5. in der ARTE-Mediathek finden können. Sie behandelt das Thema Geschichts- und Erinnerungspolitik am Fall des Völkermords in Ruanda 1994. Sie hat mich ähnlich betäubt, wie Petra Erlers Text. Es macht atemlos, wie bewusstlos grosse Teile unserer Gesellschaft und ihrer Medienwelt über historische Erfahrungen der Menschheitsgeschichte hinweggehen. Gut, dass es Gegengifte gibt. Wer an solchen mitwirkt, gehört zu den Guten.
Wie in diesem Zusammenhang die Aktionen der Klimaschützer*innen von der “Letzten Generation” zu bewerten sind, darüber wird gestritten. Gut so. Ralph Thelen (in einer Übernahme von der Berliner Zeitung) gehört zu ihnen: “Wir brechen Gesetze, Scholz die Verfassung”.
Geniessen Sie den Regen im Rheinland. Die meisten von uns werden noch Jahre erleben, in denen wir ihn sehr vermissen.
Freundliche Grüße
Martin Böttger
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