Deutsche Nachrichten nehmen die Angaben staatlicher Behörden plus Nachrichtenagenturen zu den Wahlergebnissen dieses Sonntags als Fakt. Kann mann als Super-Realo so machen. Wer die Macht hat, kann “Fakten” setzen. Und mit diesem Realismus zeigt mann sein Interesse an einer zukünftigen Zusammenarbeit gegen das Böse (Putin, Flüchtlinge usw.). Welche Werte dieses Interesse leiten, das entscheiden Sie als Leser*in am besten selbst. Wenn Ihre persönlichen Werte zu Interesse an Manipulationsvorwürfen führen, die finden Sie hier:

Claudia Wangerin/telepolis: Türkei vor Stichwahl: Erdogans Thron wackelt – Keine absolute Mehrheit für den Noch-Präsidenten. Manipulationsvorwürfe stehen im Raum: Er soll die staatliche Nachrichtenagentur angewiesen haben, falsche Zahlen zu verbreiten.”

Ist diese Nachrichtenpolitik deutscher Premium-Medien also Erdogan nicht unähnlicher böser Wille? Das wäre die eine Möglichkeit. Eine andere, die Sie als Widerspruch oder als Ergänzung zu dieser steilen These lesen können, ist eine Analyse des NDR, bei dem die Redaktion “ARD-aktuell” beheimatet ist, die u.a. die “Tagesschau” und die “Tagesthemen” produziert:

“Kann ARD-aktuell so Qualität aktuell liefern? Schlechtes Klima, gewaltige Kluft zwischen Chefredaktion und Redaktion

Aus unterschiedlichen Gründen knirscht es in den Redaktionen. Das Klima ist wenig freundlich. ‘Die Stimmung bei ARD-aktuell war noch nie so schlecht. Die Kluft zwischen der Chefredaktion und dem gesamten Rest der Redaktion ist gewaltig.’ […]

– Hoher Anspruch an Qualität und Perfektion, wenig Fehlertoleranz

– Ausweitung der Angebote und Schichten, neue Teams sind noch nicht eingespielt

– Viele neue Angebote, viele tagesaktuelle Brennpunktthemen, hohes Arbeitsaufkommen

– Ringen um neue Dienstpläne offenbart Kräftemessen mit der Chefredaktion:

– Wechselnde Chefredakteure, wenig langfristige Konstanz in der Führung:

– Botschaften der Chefredakteure kommen nicht an, es gibt kaum Verständigung:

– Generationenkonflikte sowie respektloser Umgang zwischen Kolleg*innen”

(Klimaanalyse Norddeutscher Rundfunk, S. 50 f.)

Hier im Original nachzulesen. Immerhin hat der Sender so viel Wir-Stärke, diese Kritik transparent zu veröffentlichen. Das ist in meinen Augen ein Fortschritt in dieser real existierenden Arbeitswelt, wozu mir ein Freund schrieb: “Ja, so ist das wohl in vielen Betrieben …”.

Deutscher Männer-Boulevard

Wie es im Vergleich dazu in deutschen Boulevard-Medien zugeht, das lesen Sie bei Ralf Heimann/MDR-Altpapier: “Kais Welt”. Der Autor hat seine masochistische Seite ausgelebt, und den Interview-Marathon durchgehört, den ein gewisser Kai Diekmann (müssen Sie nicht kennen) zur Bewerbung seines Buches (brauchen Sie auch nicht) absolviert hat. Abgründe tun sich auf …

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net