Extradienst-Leser*innen wissen, dass ich ein Fan von Malaika Mihambo bin. Sie hat nun – leistungssportlich betrachtet – eine aufregend-spannende Kronprinzessin gefunden: sie heisst Mikaelle Assani, und eine mächtige globale Suchmaschine hat für die Eingabe ihres Namens noch keine Auto-Vervollständigung. Frau Assani kommt wie Frau Mihambo (Heidelberg) aus Deutsch-Südwest (Karlsruhe/Baden-Baden) und hat auch schon eine Vermarktungsagentur. Die ist nicht, wie bei Mihambo, bei ihr zuhause um die Ecke, sondern in Köln, entstanden als Ausgründung aus der Sporthochschule. Und nicht wie bei Mihambo frauengeführt, sondern alles Männer. Die haben nun einiges zu tun – es gibt bislang noch nicht mal einen eigenen Wikipedia-Eintrag.

Darüber ist die 31-jährige Sara Doorsoun weit hinaus. Jens Walter/Junge Welt widmet ihr im Vorfeld der Frauen-WM – verdientermassen – eine eigene Story. Sara ist hier um die Ecke in Wesseling und der Kölner Südstadt sportlich aufgewachsen, zeitweise spielte sie auch nebenan in Bad Neuenahr (wie Célia Šašić). Fussballerisch ist sie für mich die legitime Nachfolgerin von Steffi Jones, als technisch versierte Abwehrfrau mit viel Übersicht über das Spiel. Von ihr ist zu lesen, dass sie ihren WM-Stammplatz sicher habe. Anders hätte mich auch gewundert.

Weisser alter Mann: Christoph Zöpel 80

Merkwürdig, wie still es um ihn geworden ist. Norbert Walter-Borjans/Blog der Republik gratuliert Christoph Zöpel zum 80. Geburtstag. Da schliesse ich mich gerne an.

Ich möchte seine politische Zöpel-Bilanz um einen bedeutsamen Punkt ergänzen. 1990-95 regierte die SPD NRW – noch – mit absoluter Mehrheit. Wir Grüne waren mit Ach-und-Krach (“400 Stimmen über den Durst” sagte der damalige Wahlleiter im WDR) mit 5,0% in den Landtag eingezogen – mein Chef Roland Appel als Letzter (Platz 12) von der Grünen NRW-Landesliste. Im Verlauf dieser 5 Oppositionsjahre waren wir uns schnell sicher, die absolute Mehrheit der SPD 1995 brechen zu können. Klar war auch, dass die Grünen-“Realos” dafür jederzeit unter der Türritze der SPD durchkriechen würden. Aber sollten die Linken von SPD und Grünen dabei nur zugucken?

Nein, darin waren sich viele vernunftbegabte Grüne und Sozis einig. Einer von ihnen war Zöpel, nicht mehr in der Landesregierung, aber im SPD-Landesvorstand. Wir organisierten eine interne Tagung in Marl, wo sich rund ein Dutzend Leute von beiden Seiten ein Wochenende inhaltlich kennenlernten und stritten. Ergebnis: statt Projektionen der jeweils Anderen kannte mann und frau jetzt Ansprechstellen, mit denen mann*frau sich verständigen konnte – auch auf kurzen Dienstwegen. Ein paar Gesichter von Zöpels Leuten habe ich in Erinnerung behalten: ein späterer Müntefering-Mann war dabei, auch einer, der später die SPD Richtung “Die Linke” verlassen hat.

Ohne diese Weichenstellung wäre Rot-Grün in NRW weit früher als 2005 (durch Abwahl) gescheitert. Zöpel war als Politiker ein grosser Weichensteller (s. auch o.g. Walter-Borjans). Viele würdige Erben hat er nicht gefunden.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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