Die Sache mit der Arbeit

Statistisch erwiesen ist: das höchste Risiko für Ihre und meine Gesundheit ist Arbeiten. So, wie der gefährlichste Ort für den Menschen zuhause ist: Gewalttaten und Unfälle geschehen am meisten in der eigenen Wohnung. Diese Wahrheiten wollen viele lieber nicht wissen, und machen vorsorglich kein Gewese darum, vor allem kein Mediengewese. Politiker*innen auch nicht, denn schnell würden sie gefragt, wie es denn bei ihnen selbst ist. Ich hätte da eine Idee

Das Politgeschwätz um die Arbeit ist weitgehend sachfremd. Das erklärt, warum Politik- und Medienvertrauen immer weiter zurückgehen. Woher sollen sies auch wissen?

Rente mit 67? Hatte die Rente mit 63 zur Folge. Alle, die es sich irgendwie leisten können, machen es so wie ich. Und die, die es (noch) nicht gemacht haben, wollen von mir wissen, wie ich es gemacht habe. Ich empfehle: nehmen Sie die Beratung der Deutschen Rentenversicherung in Anspruch. Und den Rest erklärt Ihnen Extradienst-Autor Matthias Birkwald MdB. Lassen Sie die nur von der Rente mit 72 quatschen … Das führt im Ergebnis zur Vermehrung der Berufsunfähigkeit.

4-Tage-Woche utopisch? Ja gut, denken die Fachkräfte. Bei solchen bewerbe ich mich gar nicht. Und Handwerksbetriebe, die sie freiwillig einführen, funktionieren plötzlich wieder.

Homeoffice wieder abschaffen. Beschäftigte mehr kontrollieren? Amazonisierung der Arbeitswelt? Ersetzung der Faulpelze durch KI? Ja gut, auch das kann das herrschende Kapital gerne so machen. Das kommt dann dabei raus. Quiet Quitting. Innere Emigration. 躺平. All das sind Massenphänomene auf dem besten Weg, zur Praxis der Mehrheit der (noch) arbeitenden Menschen zu werden.

“Tang Ping”, “sich flach hinlegen” – das wird seit Jahrhunderten am oft überhitzten und im Sommer mit Nordurlauber*inne*n überlaufenen Mittelmeer praktiziert, in der Siesta. Spanische Regierungen haben schon zu “Modernisierungszwecken” versucht sie zu bekämpfen und abzuschaffen. Zum Dank werden sie dann immer abgewählt. Statistiken sagen, diese Leute am Mittelmeer leben länger und gesünder. Komisch, oder? Es soll ja am Olivenöl liegen, und an dem vielen Salat. Oder am Wein? Aber ungesunderweise essen die Abends immer, wenn mitteleuropäische Frühschichtler schon in ihrer Tiefschlafphase sind. Paradox.

Beim Nachmachen der Siesta, dem aktuellen deutschen Mediensommerlochthema für die Daheimgebliebenen, ergibt sich nun ein Wetterproblem. Die heissesten Tagesstunden sind in der mitteleuropäischen Sommerzeit immer dann, wenn die Siesta nach Uhrzeit schon zuende ist, 17, 18, 19 h. Die Abkühlung beginnt erst um 21 h, und erst um 23 h ist sie spürbar. Ab 22 h aber beginnt die tarifpolitische Nachtschicht mit spürbar erhöhten Stundenlöhnen. Tja, da hätten die Tarifparteien einiges zu besprechen. Seien wir froh, dass die Hitze dieser Wochen südlich an uns vorübergeht. Geniessen Sie es, denn es wird nicht so bleiben.

Und das Schöne am demografischen Wandel ist die wachsende Stärke der Verhandlungsposition der Gewerkschaften. Sie sind noch nicht Mitglied? Gesünder wäre es.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net