Die WM in Australien und Neuseeland ist eine der verschossenen Elfmeter. Und das, obwohl etliche wiederholt werden mussten. Die Regelauslegung durch die durchweg exzellenten Schiris war regelgerecht. Bescheuert ist die Regel. Torhüterinnen (Männer mitgemeint) dürfen erst von der Torlinie weg, wenn der Schuss abgegeben ist. Das ist nichts als Diskriminierung. Im Gegenteil müssten die Torhüterinnen besser geschützt werden.
Vielleicht komme ich da drauf, weil ich als Kind bei den Mannschaftsaufteilungen in den Hinterhöfen des Ruhrgebiets immer als Letzter gewählt, und dann, weil nichts anderes mit mir anzufangen war, ins Tor gestellt wurde. Ebenso in der Schule: ich war Torhüter der C-Mannschaft meiner Klasse (immerhin, die Rangfolge der Mannschaften war A-D). Darum ist es ein Kindheitstrauma meinerseits, dass den Letzten immer “die Hunde beissen”: entweder der Ball geht rein, oder du kriegst ihn in die Fresse. Oder du kommst unter die Stollen deines Gegenspielers.
Sowohl beim knapp unterlegenen Haiti (0:1 gegen England, eine Sensation lag in der Luft) als auch beim klar unterlegenen Sambia (0.5 gegen Japan) fiel mir auf, dass die Elferwiederholungen in erster Linie die Moral des unterlegenen Teams brachen. Sie erfüllten den Zweck, die Grossmacht zu bevorteilen. Die Ladies aus Sambia jubelten ihrer Torhüterin beim Stande von 0:4 zu und umkreisten sie, als habe sie ein Tor geschossen. Das war sportlich beeindruckend. Aber die Fifa-Regel machte es zwecklos, löschte es wie mit einer “Delete”-Taste.
Mein Vorschlag: die Torhüterinnen dürfen sich vor einem Elfer bewegen, wie sie wollen, sofern sie vor dem Schuss – wie bei einem Freistoss – 9m Abstand halten.
Ein anderer Fall sind Standards: Freistösse und Eckbälle. Für Eckbälle haben mittlersweile alle trainiert, den Fünfmeterraum vollzustellen, um der Torhüterin jede Bewegungschance zu nehmen. Es gab mal eine gute Zeit, in der es immerhin untersagt war, Torhüterinnen im Fünfmeterraum körperlich anzugehen. Ist das abgeschafft? Es kommt mir so vor. Das Gegenteil wäre richtig. Eine gute Regel wäre: Feldspielerinnen dürfen bei Standards den Fünfer erst betreten, wenn der Ball gespielt ist (analog zum Strafraum beim Elfer). So hätten Feldspielerinnen und Torhüterinnen eine annähernde sportliche Chancengleichheit.
Noch bei der vorigen WM lästerten die vorwiegend männlichen Kommentatoren über schwache Torhüterinnenleistungen. Sie sind fast verstummt. Die Frauen haben hart gearbeitet und trainiert. Es hat sich gelohnt. Bzw. hätte. Wenn die Fifa nicht wäre.
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