Vom drohenden Zusammenbruch einer Atommacht
Ein Thema, für das kaum ein deutsches Medium Zeit (oder Interesse) hat. Zu kompliziert, zu schwierig. Und wer sind die Guten? Und wer die Bösen? Passt alles nicht. Umso verdienstvoller Mark Engeler/telepolis: “Pakistan: Atommacht wird zum gefährlich ‘kranken Mann am Indus’ – Militär und Geheimdienst ISI auf innenpolitischem Eskalationskurs mit riskanten geopolitischen Dimensionen. Wer kann sie bremsen? Der wichtigste Partner ist China. Die USA kennen die Generäle am besten.”
Muss noch gesondert erwähnt werden, dass Pakistan durch deutsche Hilfe an Atomwaffen gelangte? Daran will sich hierzulande niemand erinnern, egal wer gerade die Regierung hat. Niemand die*der es gekonnt hätte, wollte eingreifen. Aber es will auch niemand gewesen sein. So kennen wir uns.
Alle Grossmächte sind am Start, machen aber lieber keinen publizistischen Wind darum. Im Notfall möglichst viel von der explosiven Beute sichern, ist die Devise. Macht es den pakistanischen Geheimdienst ISI schon wieder sympathisch, weil ihn niemand unter Kontrolle bringt? Das würde ich radikal verneinen: es macht eher Angst, eine besonders gut geölte kriminelle Vereinigung. Das ist auch genau die – richtige – Wahrnehmung der pakistanischen Bevölkerung, die muss es ja wissen. Und einen Geheimdienst freut das – der entscheidende Erfolg zur Installation krimineller Herrschaft.
Unter den Grossmächten, die die Gefahr lauernd umkreisen, ist eine, die selbst eine gewaltige Gefahr ist: Saudi-Arabien. Sein Herrscherclan nutzt Pakistan als stellvertretende Atommacht. Das Land ist ökonomisch von den Sauds abhängig. Jede*r einzelne seiner Politiker*innen ist es.
Was bedeutet es nun, dass sich MBS gegenüber der Biden-Administration emanzipiert? Meine These: nichts Gutes. Unter Informationsmangel leidet der Kapitalverbrecher offensichtlich nicht. Die USA machen sich durch ihre Interesselosigkeit und Unwissenheit als strategisch agierende Grossmacht zunehmend lächerlich. Dass die deutsche Aussenpolitik das nicht bemerkt, nicht bemerken will, sagt mehr über sie aus, als ihr gefallen kann, wenn sie noch irgendwo auf der Welt ernstgenommen werden will. Das BMZ kann das gewiss nicht alles reparieren. Es spielt hierzulande keine Rolle, jedenfalls keine, wenn es um Machtfragen geht.
Noch ein Döneken zu MBS
MBS hat den brasilianischen Fussballer, mutmasslichen Vergewaltiger und Bolsonaro-Fan Neymar kaufen lassen. Die publizistische deutsche Erregung darüber, was der alles abkassiert, ist gross. U.a. drei Autos, die einzeln teurer sind als meine Eigentumswohnung. Und für jeden positiven Instagram-Post über das schöne MBS-Land soll er einzeln eine halbe Million bekommen. Der Extradienst hätte also schon ausgesorgt, wenn er jemals so einen Mist geschrieben hätte.
Aber rechnen Sie mal um. Der Tarif pro Post bedeutet mickrige 5 € pro 2.000 Follower. Das ist doch wirklich nicht viel.
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