Ein neues Ermittlertrio – er schwarz, schwul und im Maßanzug, sie weiss, freakig und Kifferin, er bayrisch, bodenständig und wurschtig – untersucht den Mord an einem vermutlichen Vergewaltiger auf dem Campus einer fiktiven Münchner Hochschule – am Institut für “Post-Colonial Studies” – wie einfallsreich… Die Dozent*inn*en dort sind ausnahmslos platte bis verbohrte Anhänger linksidentitärer Ideologie, Gött*inn*en des Genderns, beschränkte antirassistische und penetrante Vertreter*innen der Selbstdefinition des eigenen Geschlechts. Alles Woke, dazu ein bundesweites Netz von egomanen, scheinbar antirassistischen Neureichen und Intellektuellen – und das terrorisiert die einigermaßen vernünftigen Kommissar*inn*e*n. Soweit der Plot.
Die Vorgesetzten beten ein Antirassismushandbuch nach, ohne es verstanden zu haben. Sämtliche überzeichneten Klischees über die angeblichen Kämpfer*innen gegen antischwule, antiqueere, antifeministische, antisexistische Gewalt, werden vor die Kamera gequält. Die Vorgesetzten werben angeblich für mehr Frauen und Migrant*innen in der Polizei, reagieren aber allergisch auf die Frage einer Journalistin, ob die Behörde ein Problem mit weissen, alten Männern habe. Die WG-Mitbewohner des Mordopfers schmissen ihn raus, weil sie wollten, dass er sich “mit seinen Problemen mit sexueller Gewalt auseinandersetzt”. Nicht, dass es dafür etwa konkrete Anhaltspunkte gab, der reine Verdacht reicht aus. Natürlich sind seine intoleranten Mitbewohner auch gleichzeitig Umwelt- und Tierschützer. Fazit des Verhörs: Wer verdächtigt, hat allein dadurch schon recht und wer an der Unschuldsvermutung festhält, macht gemeinsame Sache mit Vergewaltigern. Gipfel der Erkenntnis: “In einer hierarchischen, kapitalistischen Gesellschaft ist einvernehmliche Sexualität nicht möglich.” Erich Fromm dreht sich im Grab ‘rum.
Dünne Story, langweilige Klischees
Autor Stefan Weigl hat – gutgemeint, aber schlecht gemacht – die scheinbar linke Identitätspolitik auf die Spitze getrieben – aber keine intellektuelle Auseinandersetzung geschaffen, sondern betreibt Karikatur auf Schenkelklopfer-Niveau. Zum Vorwurf eines – verbalen – Übergriffs: “Wir stellen das subjektive Empfinden einer Frau nicht ein zweites mal in Frage, indem wir ihre Wahnehmung anzweifeln” ist die Reaktion auf die Frage nach der Unschuldsvermutung. “Rassismus und Transphobie sind keine falsche Meinung, sondern ein Verbrechen und gesellschaftlich konstitutiv.” .Die Antwort auf die Frage nach Hinweisen für einen Mord wird mit der Gegenfrage beantwortet: “Warum finden Sie nicht heraus, wer dafür verantwortlich ist, dass gestern 47 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken sind?” So einfach gestrickt sind die doofen Studentinnen. Und am Ende sagt der etwa achtjährige Sohn einer Studentin, die “Tag und Nacht am Untergang des Partriarchats” arbeitet, “Kartoffel ist nicht rassistisch, wenn man es zu weißen sagt.” Ein Drehbuch zum Fremdschämen.
Etwa Satire oder Kabarett?
Also das, was man an Niveaulosigkeit von Dieter Nuhr erwarten kann, aber nicht vom Sonntagskrimi. Satire ist es nicht, dafür ist die Story zu herbeigequält wie langweilig. Kabarett auch nicht, denn an keiner Stelle lustig, ironisch oder gar zynisch. Cancel Culture kommt auch drin vor, denn das gehört ja auch zu den konservativen Klischees über Linke. Umgekehrt wundert niemanden die Botschaft über die Zerrbilder von angeblicher Linksintellektualität: Wer ihre dummen Klischees nicht teilt, ist rechts, neurechts, ganzrechts, rechtsextremistisch. Also gefühlt wir alle. Ein “Kackscheiße”-Video auf Youtube mit den Kommissar*innen spielt auch eine Rolle.
Wer dreht so etwas? Der Bayrische Rundfunk. Wer sendet sowas? Die ARD zum Oktoberfest. Wer schlägt sich auf die Schenkel? Von NPD, Neonazis über AfD bis in die CDU, FDP und rechte SPD fast alle., die sich zu den “Normalos” zählen. Und alle verlieren so das Gefühl für die Brandmauer nach rechts – wir sitzen doch alle in einem (rechten) Boot gegen Wokenness, Genderwahn und LGBTQ! Seid doch mal ehrlich, sind wir das nicht alle leid, wie das Heizungsgesetz? Wer hätte das gedacht! Und wer bisher nicht wusste, dass es beim Gendern in Wirklichkeit um Umvolkung geht, kann es jetzt erahnen oder auf einschlägigen rechten Seiten (Tichy, etc.) googeln..
Also Rassismus der Mitte?
Nein, nein nicht ganz – die wirklich gute schauspielerische Leistung der drei Kommissare reisst eine Menge raus. Sonst hätte es hier vielleicht für “Rechtsextremismus der Mitte Nr. 7” gereicht. Aber Chris (Johanna Wokalek), Otto (Bless Amada) -(Otto in Anlehnung an “Otto von” in den “Känguru Chroniken”?) und der Bayer Dennis (Stephen Zinner) spielen differenziert und scheinen streckenweise die einzig vernünftigen Menschen in einer Welt irrationaler, intoleranter Besserwisser*innen zu sein. Sie sind das demokratische Gegenstück, das man in der Regel bei der Polizei zu allerletzt erwartet. Erstklassig. Diese drei reißen den Krimi raus – von der Sechs minus zur Vier plus.
Ein besseres Drehbuch, eine Geschichte, die nicht wie ein Wahlspot für Hubert Aiwanger erscheint und wirkt, und vor allem eine wirklich spannende Kriminalgeschichte – das könnte Lust auf mehr Geschichten mit diesem Trio machen. Ohne platte linksidentitäre Klischees und ohne das Selbstmitleid der armen, Gendergeschädigten weissen Männer und Frauen zu wecken. Ach ja, und ohne das schöne Lied “Little Boxes” von Malvina Reynolds (Pete Seeger) für so einen schlechten Krimi zu missbrauchen.
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