Wundersame Bahn CLXXIII
Immer aufs Neue geniesse ich die gute Bahndirektverbindung von Beuel nach Ehrenfeld. Dort leben viele kluge und nette Freundinnen. Der Stadtteil ist lebhaft und noch nicht durchgentrifiziert, aber stark davon bedroht. Sobald ich den Lottojackpot knacke, investiere ich dort.
Eine nette und kluge Freundin flüchtete bereits vor der Gentrifizierung nach Bickendorf und feierte dort gestern. Bushaltestelle direkt vor der Haustür. Nur empfahl mir dummerweise sowohl der Verkehrsverbund VRS als auch die DB stattdessen den Fussweg von der U-Bahn unter der Venloer Strasse. Bei Tageslicht und gutem Wetter durchaus attraktiv. Der Weg führt durch eine begrünte Genossenschaftssiedlung. Gestern aber regnete es durchgehend, ab 16 h regierte Dunkelheit. Auf den schütter beleuchteten – zum Glück kaum von Autos befahrenen – Seitenstrassen lauerte das nasse Laub mich zu Fall zu bringen.
Für den Heimweg wählte ich den Bus vor der Tür. Ich war – noch vor 23 h – der einzige Fahrgast. Der Bus fährt nicht zum Bhf. Ehrenfeld, sondern kreuzt nur die U-Bahn Rochusplatz. Dort kreuzen sich weit mehr als vier Strassen. Dort erlebte ich während der Coronazeit mit Maske ein Trauma, als ich in Regen und Dunkelheit als Brillenträger fast komplett erblindete, und Haltestellen und Fahrpläne nicht mehr identifizieren konnte. U-Bahneingänge sind immerhin beleuchtet, so dass ich ihn nach kurzer Irritation fand.
Ich erwähnte bereits: Verkehrsverbund. Der Laie und die Laiin denken vielleicht, dass dort lokale Verkehrsunternehmen zusammensitzen, um ihre Fahrpläne aufeinander abzustimmen. Haha, haben wir gelacht. Verkehrsverbünde schaffen zahlreiche Gremien, in denen sich Lokalpolitiker*innen treffen, vorzugsweise solche, von denen ihre örtlichen Fraktionen froh sind, dass sie sich mit der einen oder anderen Reise entfernen. Dort beschliessen sie vor allem die alljährlichen Fahrpreiserhöhungen. Davor immerhin bietet das 49-€-Ticket vorübergehenden Schutz.
Der Fahrplan dagegen … Der besagte Bus verkehrt abends im 30-Minuten-Takt. Die Züge zwischen Beuel und Ehrenfeld fahren zweimal die Stunde. Das könnte also theoretisch passen. Tut es aber genau nicht. Die Umsteige- und Wartezeit zwischen Bus und U-Bahn führt zu einer Ankunft am Bhf. Ehrenfeld, mit der im optimistischsten Fall noch die Rücklichter zu sehen sind. Würde der Bus statt zum Rochusplatz zum Bahnhof fahren, würde alles passen. Folgerichtig hat besagte Freundin den Bus vor ihrer Haustür noch nie benutzt. Sie fährt seit vielen Jahren Fahrrad. Nicht selten sogar bis Beuel.
Fahrzeit per Bus/Bahn von Tür zu Tür: 90 Minuten. 60 wären möglich. Mit dem Fahrrad (bei Tageslicht) nur eine Stunde mehr.
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