Es ist Herbst. Draussen ist es kalt und nass. Also alles wie immer. Kein Grund zur Beunruhigung. Obwohl: doch. Immer mehr Menschen glauben, durch Arbeit hier bei uns ihr Glück finden zu können. Die meisten von ihnen sind schwarz, mindestens in den Haaren. Das macht offensichtlich viele Weisse nervös. Am Ende nehmen die uns noch alles weg: Arbeit, Wohnung, Frauen usw. Eine Minderheit lässt sich darum zur Wahl von Faschisten mobilisieren. Und eine Mehrheit steht kopfschüttelnd daneben, weiss aber nicht, was sie tun soll. Das ist Europa.

“Wir” haben zwar “Fachkräftemangel”. Aber das ist ungenau. Früher, als alles besser war, waren die Fachkräfte weiss und sprachen unseren eigenen Dialekt. Da hatte mann Vertrauen, und bisweilen frau auch. Und jetzt überall Leute, die irgendwie anders sind als ich. Für Männer wird heute alles Mögliche verboten, was früher normal war. Ein Ehemann durfte mit seiner Frau machen, was er wollte – wie heute im Iran. Heute weiss mann gar nicht mehr, wie mann sich verhalten soll. Aber in Argentinien, wo die Frauen den Männern schon auf der Nase rumtanzten, gibt es jetzt “Kettensägen”-Rache.

Die jungen Leute halten nichts mehr aus. Jetzt bringen sich die Leute sogar schon massenhaft selbst um. Alles Weicheier?

Und dann noch diese Klimapropaganda. Sind “wir” nicht auch “die reichsten 10 Prozent”? Also wollen die uns alles wegnehmen? Ok, Yacht habe ich nicht, Privatflugzeug habe ich nicht, ich habe noch nicht mal ein Auto. Und ja, Anderen will ich das wegnehmen … Wohin gehöre ich denn jetzt dabei?

Meine 2-Zimmer-Wohnung gehört mir. Wenn die mir weggenommen würde, dann wahrscheinlich von Kommunist*inn*en, die Grund und Boden vergesellschaften. Da wäre ich erstens für. Und zweitens, bis es so weit ist, wahrscheinlich tot.

Im Biobistro wurde gestern mittag erstmal “gegen den Krieg” unterschrieben. Die meisten waren noch um einiges älter als ich. Niemand glaubte ernsthaft, dass es die, die die Kriege führen, interessiert. “Aber was kann man sonst machen?”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net