Mit einer Massenentlassung und der Schließung seiner Kölner Druckerei hat das Medienunternehmen DuMont über Nacht Fakten geschaffen
Auf der Webseite des Kölner Medienunternehmens DuMont, das den Kölner Stadt-Anzeiger, die Kölnische Rundschau und den Express herausgibt, heißt es blumig: “Wir achten auf die individuellen und kollektiven Rechte unserer Mitarbeiter:innen”. Und weiter: “Unsere Unternehmenskultur basiert auf gegenseitiger Wertschätzung”. Aktuell liest sich das wie ein Schlag ins Gesicht der angeblich sehr “geschätzten Mitarbeiter:innen”. Am 4. Oktober zur Frühschicht erfuhr nämlich ein großer Teil von ihnen, dass die DuMont-Druckerei mit sofortiger Wirkung geschlossen wird. Alle anwesenden Beschäftigten mussten ihre Spinde leeren und das Haus verlassen. Ein Schock, Fassungslosigkeit, Tränen flossen.
Betriebsrat mit keinem Wort informiert
Über den Feiertag am 3. Oktober waren bereits Papiervorräte an den Druckstandort Koblenz verschafft worden. Dort werden die DuMont-Zeitungen seither gedruckt, von einer Druckerei, die nur Leiharbeiter*innen beschäftigt und nicht tarifgebunden ist. Durch Veränderungen in der Konzernstruktur war die Verbindung zur Konzernmutter abgetrennt worden. So versuchte die Geschäftsführung, die wirtschaftliche Situation der Druckerei als so schlecht darzustellen, dass noch nicht einmal Geld für einen Sozialplan verfügbar sei. Der Betriebsrat wurde mit keinem Wort informiert.
Die Taktik ist klar: Durch einen brutalen Schlag sollte die Belegschaft überrumpelt und wehrlos gemacht werden. Als Gründe für die Schließung wurden sinkende Auflagen, Steigerung der Produktionskosten und Umstellung auf ein rein digitales Unternehmen genannt. Argumente, vor denen der Betriebsrat nicht die Augen verschließt. Aber das Vorgehen der Unternehmensleitung stelle einen Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz (Paragraphen 87 und 106) dar, sagt DuMont-Betriebsrat Harald Hartung. Zum anderen ist für ihn die “skrupellose Missachtung aller Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates” nicht hinnehmbar.
Insgesamt wurden 190 festangestellte Mitarbeiter*innen, 250 Leiharbeitnehmer*innen sowie rund 50 Mitarbeiter*innen des Zustellunternehmens RZZ Logistik auf diese rabiate Weise auf die Straße gesetzt. Viele der Entlassenen arbeiteten seit 20 bis 40 Jahren im Betrieb, das Durchschnittsalter der Belegschaft liegt bei 57 Jahren.
Erstes Angebot für Sozialplan
ver.di und der Betriebsrat erkannten sofort: Herstellung von Öffentlichkeit ist jetzt die einzige Chance, auf die Unternehmensleitung moralischen Druck auszuüben, damit es doch noch zu einem Sozialplan kommt. Auf einer Kundgebung am 24. Oktober sprach Betriebsrat Harald Hartung von einer “Kündigungslawine” von Abos, die den Verlag erreicht habe. Dutzende Solidaritätsadressen aus Kölner Betrieben, der Gastronomie, Politik und Kulturszene haben Wirkung gezeigt: Jetzt gibt es ein erstes Angebot für einen Sozialplan. “Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht das Ziel”, sagt Hartung.
Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus ver.di-publik, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
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