Selbst bingegewatched: “Elvira”
Skandinavier*innen, und Dän*inn*en besonders, sind berühmt und berüchtigt für harte TV-Krimikost. Nichts wird mit Glitterkram beschönigt oder in idyllisches Kameralicht gerückt. So auch im Fall “Elvira”. Verfügbar ein Jahr.
Gut, die Figur des süssen kleinen Chinesenjungen, um den sich die Titelheldin kümmert, die ist schon überzuckert. Aber die Sexarbeit und die perversen Freier, das dürfte ebenso dicht an der Realität angesiedelt sein, wie die korrupte Bullerei. Und typisch dänisch: besonders eklig sind die Gangster aus Schweden.
Acht Folgen ermöglichen komplexe Figurenzeichnungen und -entwicklungen sowie Handlungsstränge. Starke Ensemblearbeit. Die Schlussfolge mit dem Showdown gerät etwas märchenhaft, weil die Produzent*inn*en nicht ganz abwegig kalkulieren, dass die Mehrheit der Zuschauer*innen es so will. Das Böse lebt weiter (u.a. um Staffelfortsetzungen möglich zu machen), aber die Guten erlangen den Teilerfolg, der mich gut genug schlafen lässt. Anders als die Wirklichkeit.
Aber 7 Folgen sehenswerter Realismus. Starke Sache.
Haben Sie noch das Klischee im Kopf, dass in Skandinavien irgendwas liberaler oder gar sozialdemokratisch zugeht? Dann löschen Sie das mal zügig von Ihrer Festplatte. Die AfD-ähnlichen Rechten sind dort fast überall in den Regierungskoalitionen. Und wo sie es nicht sind, machen die Regierungen solche Politik vorauseilend. Wie bei uns oder in anderen europäischen Ländern. Die TV-Sender und Produktionsfirmen sind noch nicht überall gleichermassen “gesäubert”. Wie lange werden sie durchhalten? Wer organisiert Widerstand gegen Rechts? Das sind die entscheidenden Fragen hier wie dort – in ganz Europa.
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