„Ist die Klimakatastrophe noch zu stoppen?“ – Veranstaltung der Düsseldorfer Initiative „Weitblick – 
Forum für Frieden Demokratie Gerechtigkeit“ am 29. November 2023 im DGB-Haus Düsseldorf

Für ihre dritte Diskussionsrunde hatte die Initiative „Weitblick“ Jürgen Döschner, ehemaliger WDR-Redakteur, als Klima- und Energieexperten eingeladen; Helmut Rehmsen, früher für den WDR als freier Redakteur tätig, interviewte den Gast und moderierte als Mitwirkender in der Initiative den Abend.

Natürlich stand einen Tag vor Beginn der 28. Weltklimakonferenz in Dubai die Frage nach deren Erfolgsaussichten als Einstieg in das Interview. Jürgen Döschner bezweifelte, dass an diesem Verhandlungsort und unter der Leitung eines Chefs der großen Ölkonzerne der dringend gebotene Ausstieg aus Öl- und Gasförderung gelingen könnte. Er verwies auf die ökonomischen Machtinteressen als größtes Hindernis. Zudem wäre seit Paris 2015 zu viel Zeit vertan worden, um die dort vereinbarten Klimaziele zu erreichen, so dass eher eine Revolution zu grundsätzlich anderem wirtschaftlichen Handeln notwendig wäre. Die Zeit dränge, ein „Weiter so!“ in grün sei keine Lösung ebenso wenig wie ein Aufgeben – die anhaltenden Aktivitäten der jungen Menschen machen ihm Hoffnung.

Auf die Frage, ob angesichts weltweit weiter steigender CO2-Emissionen eine Zielsetzung von Null-Emissionen überhaupt realisierbar sei, verwies Jürgen Döschner auf neue technologische Ansätze wie Verfahren zu negativen Emissionen und die Notwendigkeit, die fossilen Energien durch Alternativen zu ersetzen. Er bezweifelte jedoch, dass eine vollständige Elektrifizierung der energie-erfordernden Prozesse eine Lösung sein könne und orientierte stärker auf eine neue Art der Definition von Wachstum und Wohlstand (Stichwort „Degrowth“).

Die Erfolgsaussichten, die CO2-Emissionen über den Emissionshandel als marktwirtschaftlichen Ansatz im verbleibenden begrenzten Zeitfenster im erforderlichen Maße zu reduzieren, schätze er als gering ein. Die Rolle der Medien, denen er in der Klimadebatte eine Scharnierfunktion zuwies, sah er kritisch, wollte aber nicht von einem Versagen der Medien sprechen. Wird denn der Wasserstoff die Rettung bringen? Grüner Wasserstoff könne einen Beitrag leisten, sei allerdings nicht die Lösung schlechthin.

Damit war ausreichend Diskussionsstoff für die anschließende Diskussion in drei Gruppen gegeben. Dort entwickelte sich sogleich ein reger Ausstausch, an dem sich alle beteiligten. Debattiert wurden Fragen wie: Muss jede/r Einzelne ihr/sein Verhalten ändern oder müssen das vorrangig die reichen Menschen und Länder tun, also vorangehen? Wie können die erforderlichen Veränderungen erreicht werden: durch außerparlamentarischen Druck auf Regierungen und Parteien? Weshalb verschaffen sich Menschen mit Einfluss nicht mehr Gehör? Was geschieht in solch bevölkerungsreichen Ländern wie China, Indien und Brasilien? Was heißt „Degrowth“ für die Bürger*innen?

Jürgen Döschner ging auf diese und weitere Fragen in der abschließenden Runde dieser Diskussionsveranstaltung ein. Dabei wies er auf die vordringliche staatliche Aufgabe hin, die weiterhin hohen Subventionen für fossile Energien schnellstens abzubauen, sah die öffentlichen Debatten um die Klimakatastrophe eher geprägt durch Verharmlosen der Lage als durch Alarmismus und konnte einer resignativen Einstellung nichts abgewinnen.

Wenn auch nicht alle Fragen gelöst werden konnten, viele cerließen nach einem interessanten Verlauf der Abends zufrieden den Veranstaltungsort.

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