Im real existierenden Kapitalismus gibt es immer wieder Ökonomiegenies, die sich darauf spezialisieren, öffentliche Kassen zugunsten privater Profite zu leeren. Öffentliche Verwaltungen sind so verarmt und intellektuell ausgedünnt, dass sie sich mit billigen Mitteln ausnehmen lassen. Bauunternehmer tun das, Immobilienspekulanten. Und auch in der Branche des Schönen, Wahren und Guten, also der Kultur, gibt es solche Experten. Auch bei uns in Bonn hat das immer wieder gut funktioniert. Meistens verbindet sich das mit dem Akteur Walter Smerling.
Nun haben sich er und ihm verbundene unkundige Medien letzte Woche gewundert, dass ein “Geschenk”, das sie der verschuldeten Stadt Bonn doch so “grosszügig” angeboten haben, von einer von der Stadt ehrenamtlich eingesetzten “Kunstkommission” abgelehnt wurde. Alle Lai*inn*en wundern sich. Wer lehnt denn Geschenke ab?
Nunja, selbstlos sind die nicht. Hier sollen sich Steuervermeidung und Wertsteigerung verbinden, zugunsten von Geschäftsfreund*inn*en Smerlings, die längst aus dem Gröbsten raus sind. Sonst könnten sie sich ja auch seine Maklerprovision gar nicht leisten.
Aufgabe kommunaler Kulturpolitik wäre es in erster Linie, die Mehrheit der prekär sich ernährenden Künstler*innen in ihren eigenen Mauern zu fördern und zu unterstützen. Und wo das Geld dafür fehlt, hat eine Stadt vielleicht andere Möglichkeiten. Z.B. Öffentlichkeit, wie sie Smerlings Kundschaft zur Wertsteigerung ihres Eigenkapitals gerne geschenkt haben will. Ein knappes Gut.
Das immerhin weiss die Kunstkommission. Aber weiss es auch eine Bezirksvertretung?
ja ein guter Beschluß der Bonner Kunstkommission, deren Wiederbelebung ich im letzten Kommunalwahlkampf gemeinsam mit vielen Künstlern gefordert und auch erreicht habe. Sie wurde auch nach Jahrzehnten wieder mit Bonner Künstlern besetzt. Die wurden zwar berufen, zunächst vorgesehen für ein Jahr. Dagegen habe ich protestiert und – wahrscheinlich mit anderen Gleichgesinnten – erreicht, dass es wenigstens zwei Jahre Mitgliedschaft in der Kommission sein werden. Das ist immer noch Unsinn, weil die anderen Mitglieder ja auch keine zeitliche Befristung haben. Es wäre auch gut, wenn die Vertretung der meisten Bonner KünstlerInnen, nämlich der Bundesverband Bildender Künstler (BBK) Bonn-Rhein-Sieg mit einer ständigen Mitglied der Kommission angehören würde. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Zu hoffen ist, dass die Bonner Bezirksvertretung Smerling nicht wieder auf den Leim geht. Was die Bonner OB dazu veranlasst hat, Smerlings Geschäftspartner noch weitere fünf Jahre den öffentlichen Raum besetzten zu lassen, weiß ich nicht. Der Vorschlag ist Unfug. Der öffentliche Raum in Bonn soll endlich auch den Bonner KünstlerInnen zur Verfügung stehen. Wenn man die machen läßt, kommt da sicherlich etwas Gute bei heraus. Wäre zu wünschen, dass sich der BBK auch öffentlich mal dazu äußert. Als Beispiel wäre da der Streetart-Künstler Eugen Schramm zu nennen, der mit Jugendlichen eine vortreffliche Arbeit leistet.