Das Trauerspiel der COP 28 in den Emiraten geht weiter. Heute waren die Zeitungen weltweit voll von den Äußerungen des Vorsitzenden der Konferenz, Al Jaber, der gleichzeitig Chef des größten Ölkonzern der VAE ist. Er soll gesagt haben, dass zur Eindämmung der Erderwärmung kein Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung notwendig sei. Den zweiten und dritten Konferenztag kostete dieser Fauxpas, dementiert zu werden. Ein tolles Ergebnis, das die Glaubwürdigkeit der Konferenz bestimmt dramatisch erhöht!
Abwegige Strategien, die Erneuerbare torpedieren
Heute berichteten die “Tagesschau” und andere Nachrichten, dass sich am Rande der COP 28 ein Lobbyclub der Atomkraftfetischisten gegründet hat. Unter Führung oder zumindest Anleitung von Emmanuel Macron haben sich zahlreiche Staaten für eine Intensivierung des Neubaus von Atomkraftwerken getroffen und zusammengeschlossen. Ursula von der Leyen machte prompt ihre unübertreffliche Kompetenz in Energiefragen deutlich. Da es sich doch “nur um eine Übergangszeit” handele, bis die Welt allein auf erneuerbare Energien setzen könne, mache es doch nichts, welche Übergangstechnologien man einsetze. – erklärte sie.
Unverantwortliche Inkompetenz
Von der Leyen ist offensichtlich völlig ahnungslos über politische und physikalische Zusammenhänge. Sie hat überhaupt nicht begriffen, dass die Energiewende nur zu schaffen ist, wenn alle verfügbaren Kapitalressourcen für den Bau von Wind- und Solarkraftanlagen und anderen alternativen Energien eingesetzt werden. Diese staatlichen Subventionen können nur einmal ausgegeben werden. Für Erneuerbare Energien oder für die Subventionierung von Atomkonzernen. Jedes neue Atomkraftwerk, das Milliardeninvenstitionen erfordert und mit nicht weniger als 20 Jahren Bauzeit für keine “Übergangszeit” sondern viel, viel später, nämlich viel zu spät zur Energiewende zur Verfügung steht, blockiert auf Jahrzehnte den Ausbau der Erneuerbaren!
Ganz einfache Physik
Darüber hinaus sorgen AKW, die im Grundlastbereich Elektrizität erzeugen, dafür, dass Wind- und Solarenergie aus den Netzen verdrängt werden. So sorgen französische AKW, wie Cattenom und andere, seit Jahren dafür, dass kein Strom aus erneuerbaren Energien aus Spanien und Portugal in unsere Netze in Deutschland gelangt. Das ist kein technisches Geheimnis, das ist einfache Physik und ohne naturwissenschaftlichen Hochschulabschluss einfach und sicher zu begreifen. Wenn Frau Von der Leyen es begreifen oder nur wissen wollte.
Verblödung der Öffentlichkeit über die Kriegsfolgen
Einfache Zusammenhänge und vor allem wirtschaftliche Interessen werden bei der COP28 eklatant schlimmer verschleiert, als sie es bei anderen Umweltkonferenzen verschleiert werden konnten. Niemand regt sich etwa in Dubai darüber auf, dass die Immissionen, die durch den Ukrainekrieg und den mörderischen Überfall der Hamas auf Israel, und durch viele bewaffnete Konflikte weltweit, in der Klimabilanz der Konferenz überhaupt nicht auftauchen! Zerstörungskraft, Freisetzung von CO2 durch Sprengstoffe und Munition, Verseuchung der Umwelt durch Granaten, Geschosse, Raketen und Drohnen, Feinstaub – finden einfach in der Umweltbilanz nicht statt. Zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme gehören sie aber unversichtbar dazu!
Wohin führt das?
Ich bin sicher, dass Bundesumweltministerin Steffi Lemke tapfer für Umweltstandards und valide Abkommen streitet. Meine Sicherheit kommt eher daher, dass ich sie seit vielen Jahren persönlich kenne und weiss, dass sie nie unvorbereitet auf Konferenzen geht und immer in der Sache kompetent ist. Was sie herausholen kann, werden wir sehen. Dass Wirtschaftsminister Robert Habeck nicht zur Konferenz fährt, weil er den Haushalt verhandeln muss, den ihm das BVerfG zerschossen hat, werden zahlreiche Lobbyisten und Umweltgegner auf der Konferenz mit Champagner begießen. Danke, lieber Christian Lindner!
Triviale Probleme – wie bei der “Konferenz der Tiere”
Stell Dir vor, der Planet steht am Abgrund, aber die FDP weigert sich, eine ökologische Notlage zu erkennen und deshalb die Schuldenbremse auszusetzen. “Es geht um die Kinder” war das Motto von Erich Kästners “Konferenz der Tiere”. 1949. Ich überlege, ob ich Lindner zu Weihnachten ein Exemplar schenken soll – oder ob er gar keine analogen Bücher mehr liest.
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