Wer hätte das für möglich gehalten – ein Bahnhof in Beuel! – Wundersame Bahn CLXXXI

Archäologische Fachredakteure des Bonner Generalanzeigers enthüllten es heute: sie entdeckten in Beuel einen Bahnhof. Eingeborenen war diese rituelle Einrichtung aus früheren Jahrzehnten bekannt, als Menschen von dort nach Italien, Jugoslawien und Spanien reisen konnten. Sie erinnern sich an einen Zeitschriften- und Tabakwarenhandel, eine Gaststätte, und in der Steinzeit gab es sogar eine Gepäckabfertigung. Sitzgelegenheiten, die aktuell vom GA vermisst werden, haben dort noch vor kurzem existiert.

In den letzten fünf Jahren wurde das Gebäude regelrecht ausgeschlachtet, als wenn es für einen Abriss vorbereitet würde. Das macht die Immobilientochter der Deutschen Bahn überall – sie will den Müll loswerden. Der Stadt Bonn wollten sie das Gebäude für Geld anbieten, aber die war nicht doof genug. Wer das Gebäude übernimmt, müsste von der DB AG noch Sanierungskapital dazu bekommen, denn Neubau irgendeiner hässlichen Schachtel a la Aldi oder Lidl wäre billiger.

Der vom GA erwähnte liebenswürdige Mitarbeiter am Fahrkartenschalter ist der allerallerletzte Mensch im Bahnhof, und verdient eine Einsamkeitszulage. Wenn es nach der Deutschen Bahn ginge, wäre er schon seit vielen Jahren weg. Dass er noch da ist, ist einer Vereinbarung mit dem Verkehrsverbund zu verdanken. Da jeder Mensch am Bahnhof ein Sicherheitsgewinn ist, könnte ein Teil seines Gehalts auch von der Polizei übernommen werden – wirksamer als jede nutzlose Videokamera.

Der vom GA gewürdigte “Treppenturm” gehört aufgrund seiner optischen Markanz unter Denkmalsschutz, ein Mahnmal der Eisenbahngeschichte aus der Zeit, als ihr die Fahrgäste grundsätzlich Wurst waren. In Beuel dauert sie an. Junggebliebene schaffen die Strecke unter 5 Minuten – von einem Studenten handgestoppt. Viele – und wir Ältere sind viele – geben vorher auf.

Die Anderen bekommen vom 22.1. bis 5.2. auch keinen Zug: Bauarbeiten zwischen Troisdorf und Koblenz. So können sich alle an das zweite Halbjahr 2026 gewöhnen. Dann ist “Generalsanierung” = alles zuende.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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