Alexandra Geese kandidiert für die Grünen u.a. auch in Bonn für das Europäische Parlament. Diese Politikerin zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht um jede Stimme kämpfen muß. In das EP kommt man auch so. Jedenfalls hat sie über die Jahre hin keine einzige meiner gelegentlichen Anfragen beantwortet. Ich habe sie nach Ihren Aktivitäten in Sachen Digitalisierung und Sicherheit gefragt und auf das Beispiel des Kreises Siegen und weiterer 100 Kommunen im Siegerland und bis nach Bergisch Gladbach erwähnt. Keine Antwort. Ich habe sie nach ihren möglichen Aktivitäten für die Freilassung von Julian Assange gefragt (mehr dazu hier).
Keine Antwort. Ich habe sie nach ihrer Stellungnahme zu den beim Sozialverband VdK aufgelaufenden Problemen älterer Menschen mit dem “E-Rezept” gefragt. In der Pressemitteilungen der VdK-Präsidentin Verena Bentele hieß es: „Vier Wochen nach der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts berichten uns viele Mitglieder von Problemen. Besonders ältere Menschen verstehen die komplexe Anmeldung in der App nicht und scheitern daher an der Authentifizierung. Andere beschweren sich über Praxen, die sich weigern, das E-Rezept auszudrucken, obwohl sie dazu verpflichtet sind. Andere Patientinnen und Patienten haben das Gefühl, übergangen zu werden. Sie können durch das E-Rezept nicht mehr einsehen, was ihnen verschrieben worden ist.”
Die grüne Europa-Kandidatin, die nach meiner Wahrnehmung nichts außer Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche als Ziel verfolgt, ficht das nicht an. Sie ist ja nicht alt und als MdEP gut versorgt. Um dieses warme Plätzchen wieder einnehmen zu können, braucht es nur eines guten Listenplatzes auf der Liste der Grünen. Den hat sie, warum sollte sie auch noch Anfragen beantworten?
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Es gibt leider immer mehr Parlamentarier*innen, die ihre ureigensten Aufgaben nicht erledigen. Bei jeder öffentlichen Stelle gilt das Prinzip: Eingaben, Schreiben, Fragen werden kurz nach dem Eingang bestätigt und i.d.R. nach spätestens vier Wochen beantwortet. Müssen Behörden befragt oder kleine Anfragen im Parlament gestellt werden, werden Petenten davon in Kenntnis gesetzt. So haben mein damaliger Mitarbeiter Martin und ich unser Büro im Landtag organisiert. Da die Grünen ja zunächst nur 12 Abgeordnete waren, haben wir die 53 Wahlkreise in NRW hinsichtlich Bürgeranfragen untereinander aufgeteilt. Jede/r bekam eine Anwort und sei es auch eine negative. Diese Basics scheinen schon seit einiger Zeit nicht mehr bekannt zu sein. Das ist übel und trägt zu Parteienverdrossenheit und Ansichtsverlust der Parlamente bei.
Ich würde noch ergänzen: die Mehrheit der damaligen Journalist*inn*en in der Landespressekonferenz war uns unsympathisch – und wir denen umgekehrt auch. Aber mit allen wurde gesprochen, geschrieben, kommuniziert. Denn wir bekamen ja Geld dafür. Und so manche Sympathie haben wir so erobert … 😉
Ich habe ja selbst in einem Abgeordnetenbüro im Bundestag gearbeitet und auch jede Anfrage beantwortet. Von Grünen MdB bekomme ich nur noch selten eine Antwort. Ähnlich ist das bei der SPD. Während CDU/CSU und FDP sehr schnell antworten. Ich finde ein solches Verhalten wie das von Frau Geese einfach ungehörig.
Lieber Herr Lorscheid,
Wir bekommen ca. 600 E-Mails am Tag. Jeden Tag, Wochenende eingeschlossen. Das macht 50 Stunden pro Tag, wenn man nur 5 Minuten pro E-Mail berechnet. Das bedeutet 6,25 Mitarbeitende pro Tag einschließlich Samstag und Sonntag, also deutlich mehr als mir zur Verfügung stehen. Dazu kommen selbstverständlich Anrufe im Minutentakt. Es freut mich sehr, dass Sie in ihrer Zeit im Bundestag alle Anfragen beantworten konnten. Ich kann das leider mit meinem kleinen Team nicht leisten, wenn ich auch noch parlamentarische Arbeit machen will. Es hilft der Beantwortung auch nicht, dass viele Anfragen nicht meine Zuständigkeit oder die des Europaparlaments betreffen. Ich habe aus Europa keine Zuständigkeit für die Digitalisierung im Kreis Siegen (für die ich sie gern an meine Kollegin Dr. Eisentraut aus dem Landtag NRW verwiesen habe) oder das E-Rezept, für das der Bund zuständig ist. Die Einarbeitung bzw. Prüfung, wer in der Partei zuständig ist, würde dann auch den oben genannten 5-Minuten-pro-E-Mail-Rahmen sprengen. Viele Menschen, die wissen möchten, warum sie mich wählen sollten, abonnieren meinen Newsletter und werden so regelmäßig informiert.
Aber danke für die Anmerkung, ich sei ja nicht alt.
Mit bestem Gruß
Alexandra Geese
okay, könnte mann/frau jetzt als übergriffig interpretieren:
https://alexandrageese.eu/wie-kuenstliche-intelligenz-die-berufswahl-von-frauen-beeinflusst/
hihihi