Sie wissen ja, wie das mit der Wahrheit im Krieg ist. Sie wird schon bei seinen Vorbereitungen massakriert, und zwar von allen, den Guten wie den Bösen. In diesem Blog finden Sie sie auch nicht. Allenfalls das ehrliche Bemühen um sie. Bewerten müssen Sie das selbst. Komplizierter und noch schwerer zu durchschauen wird es bei “asymmetrischer” Kriegsführung – dabei wird um die Wette gelogen, von Regierungen und Terroristen. Peter Nowak/telepolis fasst das Nötige zum Deutungskampf zusammen:

“Verschwörung nach Maß: Der Terroranschlag von Moskau und seine Instrumentalisierer – Von Strauß bis Putin: Vielen Politikern passte die wahrscheinlichste Erklärung für blutige Attentate nicht. Nutzt der Moskauer Anschlag dem Law-and-Order-Staat?”

Sein Hinweis auf die späten 90er Jahre in Moskau verdient eine Hervorhebung: “Solche Behauptungen gab es schon Ende der 1990er-Jahre, als es zahlreiche Tote nach Anschlägen auf russische Wohnhäuser gab. Der Staatsapparat machte dafür tschetschenische Islamisten verantwortlich und führte dann einen auf beiden Seiten verlustreichen Krieg gegen eine islamistisch geprägte tschetschenische Regierung.” Dieser mörderische Vorgang fiel zeitlich und politisch mit der Installation des Putin-Regimes zusammen. Tschetschenien wurde weit radikaler als heute die Ukraine dem Erdboben gleichgemacht, und der Mafioso und Desperado Ramsan Achmatowitsch Kadyrow als mordlustiger Statthalter installiert. In der russischen von Oligarchen beherrschten Medienöffentlichkeit fand das so viel rassistischen Beifall und Begeisterung, dass neben dem Kandidaten Putin kein demokratisches Gras mehr wuchs.

Damals zeigte sich, was sich immer wieder zeigt: Diktatoren und vorgeblich feindliche Terroristen reichen sich die Hand. Putin und die tschetschenischen Terroristen bedingten einander, wie es Georg W. Bush und Al Quaida (mehrheitlich saudische Staatsbürger) taten, und es heute Netanyahu und die Hamas tun. Sie können nicht ohne einander, sie brauchen sich. Sog. Sicherheitsorgane beziehen ihre Ressourcen aus vorgeblichen und tatsächlichen terroristischen Verbrechen. Für tatsächlichen Schutz sorgen dagegen mutige zivilgesellschaftliche Akteure – sie stören die Kreise von Polizei und Geheimdiensten.

25 Jahre The Sopranos

Und weil es hier ausschliesslich um das Schllechte der Welt geht, nun eine Wendung zu einem bravourösen Text über das schlechte in der filmischen Fiktion, und zwar das beste Schlechte, dass es jemals gab, “The Sopranos”. Sie sind jetzt 25 Jahre alt.

Mit Jürgen Roth habe ich eine Meinungsverschiedenheit: über Heribert Fassbender, Borussia-Fan wie ich. Seine Schlussreportage vom Bökelberg gegen Inter Mailand, zugeschaltet beim Stande von 6:1, mit dem Elfmeter zum 7:1 live auf dem Sender (TV-Übertragung gab es keine), kann ich auswendig aufsagen. Davon versteht der Clubberer Jürgen Roth, ansässig in Frankfurt, natürlich nichts. Aber er schreibt besser als ich, und die Junge Welt hat ihn nun einige Tage aus ihrer Paywall freigelassen:

It’s about motherfuckin’, cocksuckin’ money – Die Lenkung der Kur und die Prinzipien ihrer Macht: Die TV-Serie »Die Sopranos« wird 25 Jahre alt. Ein Sammelsurium”. Das ist grosse Literatur – danke!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net