Inzwischen bin ich in Sachen Pop/Rock/Soul ja ca. 40 Jahre hinter der Welle. In diesem Fall vielleicht nur 20 Stunden?!

Beyoncé überschreibt als schwarze Musikerin einfach die Musik des „Weißen Südstaatenmannes“, den Country. Unterstützt u.a. von Country-Punk Willie Nelson. Schon ein krasser Move, zumal in diesem US-Wahljahr 2024.

Auch klanglich und aufnahmetechnisch ist das „The State of the Art 2024“. Mir fliegt fast der Kopfhörer weg – sage ich als bekennender „Barbar des schönen Klangs“.

Und wenn Beyoncé Paul McCartneys „Blackbird“ neu interpretiert – geschrieben 1968, kurz nach der Ermordung Martin Luther Kings – dann kommen mir fast die Tränen. Der Song bekommt bei Beyoncé noch einmal ein paar Stockwerke Unterbau.

Trotz weitgehender Pop-Abstinenz ist mir natürlich nicht entgangen, dass die Kulturindustrie schon seit Wochen die Trommel rührt, um dieses Album zu featuren. Die bekannten Vermarktungsprozeduren. Und wir sind ja auch in der Billionaires-League, dort wo Musik zu einer wirklichen Industrie wird.

Nichtsdestotrotz. Dieses Album hat etwas. Mal sehen, ob es sich auch über die Zeit auf der Höhe etwa von Joni Mitchells „Hejira“ halten kann.

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.