Hier hatte ich die ersten beiden Staffeln der norwegischen “Exit”-Serie bereits besprochen. Seit dieser Woche ist auch die dritte Staffel in der ZDF-Mediathek online, verfügbar bis 14.7.. Auch dieses Mal sollen Sie ihre Kinder und Enkelkinder davor beschützen, weil sie davon verdorben werden könnten. Angeblich gibt es in Norwegen Kids, die so werden wollen, wie die, die dort dargestellt werden. Mir geht es ganz anders, aber ich bin ja auch aus jeder Zielgruppe herausgealtert.

Diese Rezeption der Altmedien über die verdorbenen Kinder basiert auf einer grossen Differenz der Auffassungsgabe. Die Kinder verstehen einfach schneller, wie die Gesellschaft funktioniert, in der sie aufwachsen. Sie werden so zum Spiegel für die, die sie aufziehen und schulen. Und die, die in diesen Spiegel gucken, erschrecken sich bisweilen. Wenigstens das.

Nehmen wir mal an, ich würde mich so volllaufen lassen und zukoksen, wie es die männlichen Hauptrollen in dieser Geschichte tun – ich würde wohl im Delirium meinem TV-Gerät spontan Gewalt antun, wie sie es mit Anderen, vor allem “ihren” Frauen, tun. In miniaturisierter Form erfahre ich so an mir selbst, wie der real existierende Kapitalismus nicht nur systemkompatible Arschlöcher, sondern auch die Neigung zum Terrorismus erzeugt und zum Aufwuchs bringt.

Das übertrifft sowohl meinen schulischen Sozialkundeunterricht als auch mein Studium der Politikwissenschaften an der Universität Bonn. Der Aufwand ist kleiner, die Ausbildung radikal verkürzt und das Ergebnis ist nachhaltig. In meinem Leben ist es nur schon ein bisschen spät.

Spoilerwarnung

Der Schluss ist selbstverständlich ein kitschiges feministisches Rechtsstaatsmärchen – damit Sie danach ruhig einschlafen können 😉

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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