Talkshow-Moderator*inn*en wollen nicht Rechenschaft ablegen und scheuen öffentlichen Diskurs
Extradienst-Leser*innen wissen, dass ich seit vielen Jahren keine TV-Talkshows konsumiere, weil ich sie für billigen Trash statt politischen Diskurs halte. Auch den meisten Nacherzählungen in Online- und gedruckten Medien weiche ich im Rahmen meiner persönlichen Mediendiät gezielt aus. Weil ich fürchte, dass das Verbringen meiner knappen Zeit mit diesem Zeug mich krankmachen würde.
Traditionell werden diese TV-Formate überschätzt, vor allem von den (anderen) Medien selbst – klassische Selbstreferenzialität. Die Einschaltquoten sind äusserst sparsam. Allenfalls die ARD-Talkshow nach den vielgeguckten Sonntags-Tatorten schafft signifikant mehr als 2 Mio. (von 85 Mio. Bürger*inne*n). Parteien und Politiker*innen dagegen sind in der Öffentlichkeit so schlecht angesehen, dass sie jede Gelegenheit nutzen müssen, öffentlich ihr Gesicht vor Kameras zu halten.
Danach trachten sie alle, auch und gerade die die Medien in der Regel beschimpfende und, was die öffentlichen betrifft, bekämpfende AfD. Das NDR-Medienmagazin Zapp, das einst wöchentlich, und seit längerem nur noch monatlich im TV ausgestrahlt wird, hat sich dieses Themas letzte Woche angenommen: “Björn Höcke, Maximilian Krah & Co: Scheitern Medien an der AfD? – Noch nie war die AfD so radikal wie heute. Und noch nie war sie einer Machtoption so nah. Unmittelbar vor Europawahl, Kommunal- und Landtagswahlen ist die Frage drängender denn je: Wie berichten über eine Partei, die Demokratie und Pressefreiheit gefährdet? ZAPP begleitet mehrere Journalisten, die über Björn Höcke, Tino Chrupalla, Alice Weidel und Co. berichten. Einer von ihnen schildert, wie er am Rande einer AfD-Veranstaltung angegriffen wurde. Ein Correctiv-Reporter gibt Einblicke in die wohl aufsehenerregendste Recherche und Tilo Jung von ‘Jung & Naiv’ verrät, warum er ausgerechnet Maximilian Krah eingeladen hat.”
Tilo Jung hat sich immerhin einem kritischen Interview der Zapp-Macher*innen Nils Altland und M. Mülling gestellt. Alle Moderator*inn*en von ARD und ZDF haben dagegen Interview-Anfragen der Zapp-Kolleg*inn*en abgelehnt. Auch Caren Miosga, die die Sendung früher sogar selbst moderiert hat.
Einerseits können die Damen und Herren sich das als unabhängige Unternehmer*innen leisten, die bei ARD und ZDF nicht bedienstet und versorgt sind. Andererseits ist es ein publizistisches und diskursives Armutszeugnis. Mich überrascht das nicht, Aber danke für diese Deutlichkeit.
Schreibe einen Kommentar