Wirtschaftsweise aus Bonn

Plus Journalismusweiser aus Düsseldorf/Münster – plus ein irrer Mächtiger, der nicht Donald Trump ist

Bettina Kohlrausch war mal Jungsozialistin in Bonn. Unserer Stadt ist es leider nicht gelungen, sie politisch und beruflich zu binden. Sie zog ins ferne Paderborn – das kann ich mir ehrlich nicht als Verbesserung vorstellen, das müsste der Beueler Rüdiger Hoffmann mal näher erläutern. Bettina Kohlrausch ist zum Glück zurück im Rheinland, aber leider im schnöseligen Düsseldorf. Dort ist sie seit 2020 Bossin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.

Jahrelang habe ich das nicht bemerkt. Liegt es an meiner Mediendiät? Als ich sie kennenlernen durfte, war mir ihre Fachlichkeit und Intelligenz schon bekannt. Zusätzlich beeindruckte mich dann ihr vollständiger Verzicht auf aufgeblasene Eitelkeit. Das könnte in einer immer mehr PR-dominierten Medienöffentlichkeit ein Nachteil sein. Aber ein sympathischer.

Wie kommichdrauf? Sie gab Lukas Scholle/Jacobin dieses gut durchdachte Interview: “Die Verteilungsfrage ist der Schlüssel – Wie dem Rechtstrend begegnen? Indem man die gesellschaftliche Teilhabe verbessert, sagt die WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch. Die Ampel, die sich bei Sozialstaat und Infrastruktur selbst die Hände gebunden hat, sollte zumindest die Tarifbindung stärken.” Da ist sie endlich mal, die schmerzlich von mir vermisste materialistische Analyse – und zwar ohne sie billig zu banalisieren.

Der Journalismusweise

Zwar habe ich schon mit zahlreichen Teilnehmer*inne*n der diesjährigen re:publica gesprochen. Das Riesenbaby von Markus Beckedahl – es ist gut und sehr, sehr wichtig geworden.

Seltsamerweise habe ich aber noch keinen einzigen konsistenten Konferenzbericht gelesen. Ist es wieder meine Mediendiät schuld? Bis endlich zu diesem von Thomas Knüwer, der wie immer im Guten wie im Schlechten nicht an Deutlichkeit spart (finde ich super): “re:publica 2024: Harsche Medienkritik und die Orte, an denen wir zusammenkommen”. Starke Konferenz, starker Bericht. Aufgrund der riesigen Vielfältigkeit der Veranstaltung kann es dennoch natürlich nur ein winziger persönlicher Ausschnitt sein. Aber warum schweigen die Journalismus-Heerscharen, die dort waren? Sitzt der Schock so in den Knochen?

Und nun der Irre

Von der Firma Palantir und ihrem gefährlichen Wirken weiss ich schon lange. Das gehört zur politischen Allgemeinbildung. Wer von ihr noch nie gehört hat – das ist selbstverständlich allgemeinmenschlich legitim – dürfte aber zumindest kein Parlamentsmandat bekommen, wg. Unterqualifikation. Und zwar gar keins, auch in Kommunen nicht.

Wie durchgedreht ihr Boss Alex Karp ist, das wusste ich allerdings bisher nicht (denken konnte ichs mir natürlich durchaus). Es kommt jetzt ein Film ins Kino “Watching You – die Welt von Palantir und Alex Karp”. Und hier die Vorabbesprechung von Imke Stock/heise:

“Dokumentarfilm über Palantir-CEO: Alex Karp gefällt das nicht – Im Zentrum steht der CEO der umstrittenen Firma Palantir selbst, Nebenrollen erhalten Weggefährten, Experten und Kritiker.”