Es gibt Inhalte, die noch nicht von allen gesagt wurden

Es ist ja nicht so, dass es keine Medienvielfalt mehr gibt. Mann muss nur wissen wo. Wie die meisten Menschen, öden mich die meisten Nachlesen zu Wahlergebnissen an. Sie enthalten nichts, was ich nicht sowieso schon weiss. Und oft noch weniger als das. Aber es gibt Ausnahmen. So auch nach der Wahl zum EU-Parlament. Da ich täglich 30 Onlineportale besuche, aber das nicht ernsthaft von allen verlangt werden kann, hier meine Hilfestellungen und Hinweise.

Beim Kollegen Berger/nachdenkseiten gibt es eine Deutschlandkarte inkl. Wahlkreiseinteilungen mit dem Kriterium “zweitstärkste Kraft”. Die ist politgeografisch noch spannender als die mit den Wahlkreissieger*inne*n.

Einen EU-Gesamtüberblick habe ich in keinem Medium gefunden. Gut, ich habe auch nicht danach gesucht. Diese Oberflächlichkeit deutscher Medien stört mich dennoch, und das viel. Auffällig ist – und weitgehend unerwähnt bleibt – dass in anderen Ländern ganz anders gewählt wurde. Ein nur kursorischer Überblick in der taz: Länderspiegel nach der EU-Wahl: Tendenz: anders! – Nicht überall schmieren die Grünen ab, nicht in allen EU-Ländern haben die Rechten zugelegt. Ein Überblick über die spannendsten Entwicklungen.”

Dass die Berichterstattung nicht vollständig, sondern selektiv ist, ist ein unverkennbares Motiv von politischem Agenadasetting. Das finde nicht nur ich zum K … äh, schlecht. Hier haben die Kolleg*inn*en von uebermedien vieles davon formuliert; beachten Sie auch die Leser*innen*kommentare.

Die beste politische Analyse, die mir unter die Augen gekommen ist, fand ich bei David Broder/Jacobin: Europas Mitte bleibt stabil – indem sie die Rechte integriert – Macrons gewagte Entscheidung, Neuwahlen anzusetzen, offenbart, dass ein Sieg von Le Pen kein Horrorszenario mehr für ihn ist. Insgesamt zeigen die Reaktionen auf die Europawahl: Die Mitte beginnt, sich mit dem Aufstieg der extremen Rechten zu arrangieren.”

Ausserordentlich aufschlussreich, wie wenig die EU-Wahl im nicht unwesentlichen “Rest der Welt” beachtet wird. Die Niederlassungs-Chef*innen der Friedrich Ebert Stiftung berichten im IPG-Journal: Svenja Blanke & Ingrid Ross & Knut Dethlefsen & Lennart Oestergaard: Reaktion auf den Rechtsruck – Ganz Europa spricht über die EU-Wahl. Doch wie schaut der Rest der Welt auf die Wahlergebnisse? Wir berichten aus Argentinien, den USA und Nigeria.”

So, und jetzt ziehen Sie Ihre Schlüsse bitte selbst.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net