mit Update 20.6.
Dieses Frühjahr hatte für die einheimische Vegetation einen besonders günstigen Verlauf. Es sparte weder mit Wasser noch mit Sonnenlicht. Während es ständig irgendwo auf der Welt und in Deutschland Wetterkatastrophen gibt, bleiben wir auf der glücklichen Insel Beuel von alldem verschont. Während der Ahr-Katastrophe 2021 hatten ein paar Keller ein wenig Wasser, null Personenschäden. Auch in diesem Jahr kennen wir das Schlimmste nur aus dem TV. Hier dagegen blüht und grünt es um die Wette.
Es ist nicht nur das günstige Wetter. Seit ich diesen Blog betreibe, bin ich innerhalb Beuels vom Radfahrer zum Fussgänger geworden, um mein Alltagsquantum an körperlicher Bewegung zu sichern. Das hat die wunderbare Nebenwirkung, die Idylle der eigenen Wohnumgebung wesentlich bewusster wahrzunehmen. Ich kenne Spatzennistplätze und ihre Vermehrung, die kriegerischen Standortkämpfe diverser Vogelarten und positive Veränderungen des Abstandsgrüns.
Hier ist ein Sonderlob des Amtes für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn fällig. Die, die dort die Arbeit vor Ort machen, hatten es noch nie leicht. Es dauerte einige Jahre, bis sich auch in der Amtsleitung eine ökologische Sicht der städtischen Pflanzenwelt durchsetzte. Die Integration des Amtes für Stadtgrün in das Umweltamt, das nebenbei eine Amtsleitungsstelle einsparte, hat sich fachlich bewährt.
Das ist augenfällig, weil sich nun Mitarbeiter*innen um verwaiste Baumscheiben kümmern. Nicht wenige Baumarten scheitern am Leben in Klimawandel und Stadtluft. Sie müssen ersetzt werden. Das kann mann über Jahre schleifen lassen. Oder zügig erledigen. Eine Tendenz zu Letzterem ist erkennbar.
Der andere Punkt ist das Mähen, Schneiden und Stutzen. Dass die Sträucher am vielbefahrenen Bröltalbahnweg gestutzt werden müssen, ist einzusehen. Und passiert auch; sogar winterliches Schneeräumen. Noch besser aber ist, dass Rasenflächen sich zu Wiesen entwickeln dürfen. Beispielhaft gefällt mir die Wiesenpassage nördlich des Bahnhöfchens am Rheinufer, auf der ich in den 90ern mal für den Grünen-Kreisverband einen Wahlkampfzirkus managen musste, in dem ein gewisser Herr Fischer sich dann weigerte aufzutreten, im Gegensatz zum damaligen von Rita Baus geführten Pantheonensemble, das uns die ganze Sache rettete. Aber ich schweife ab …
Dort hat das Amt sogar im frühen Frühjahr eine breite Furche gepflügt, die längst wieder begrünt ist – durch wilde Aussaat. Mann nennt es Schutz der Artenvielfalt. Und blüht und sieht besser aus als jeder “englische Rasen”. Nördlich davon folgt ein kleines Stück wilder Wald, in dem das Totholz liegen bleibt, was die Insektenwelt freut.
Wir haben es gut in Beuel. Danke. Weitermachen.
Update 20.6.
Die oben bezeichnete Wiese nördlich des Bahnhöfchens ist nun gemäht. Das entspricht der herrschenden Lehre der Wiesenpflege: Mahd zweimal jährlich. Würde das unterbleiben, träte Verbuschung und über die Jahre wilde Verwaldung ein. Wer das will – bitte schön. Ein wildes Wäldchen grenzt direkt an diese Wiese an. Für die Vielfalt der Wiese muss gemäht werden für gleiche Startbedingungen der diversen Pflanzenarten. Die Ökologie ist härter und grausamer als wir Menschen, die in der Lage sind, “Kulturlandschaften” zu schaffen. Ohne menschlichen Eingriff fressen die Stärkeren die Schwächeren. Mann nennt es Evolution. Muss mann wollen – oder gärtnern.
Die oben bezeichnete gepflügte Linie wurde dieses Mal nicht gemäht. Hier hat offenbar nicht Wildnis, sondern Wiesensamen seine Arbeit gemacht, was an dem flächendeckend blühenden Klatschmohn zu erkennen ist. Wäre auch zu schade gewesen …
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