Kennen Sie Emmanuel Todd nicht? Dann sprechen Sie vermutlich kein Französisch. Ich bin alt genug, um noch in deutscher Publizistik von ihm gelesen zu haben. Heute hält ihn die Mehrheit der deutschen Publizistik für einen irrelevanten Aussenseiter – und ihr Publikum für zu doof, um das selbst für sich zu entscheiden. Darin macht Raphael Schmeller/Berliner Zeitung eine Ausnahme – auch er eine Neuerwerbung von der Jungen Welt: Emmanuel Todd: ‘Deutschland entscheidet, ob in der Ukraine Frieden einkehrt’ – Für den französischen Sozialwissenschaftler hat der Westen den Krieg in der Ukraine bereits verloren. Deutschland müsse sich nun von Amerika lösen und Frieden mit Russland schließen.” Auch in diesem Fall ist davon auszugehen, dass die Künstliche Idiotie (=KI) der Berliner Zeitung wieder zuschlägt, und den Interviewtext digital einmauert. Wenn Sie dort also vor die Mauer laufen, bin ich gerne mit meinem Bohrer behilflich.

Einen ergänzenden Zusammenhang behandelt der Bonner Kollege Uwe Kerkow/telepolis, und der wird nicht eingemauert werden: Die Achse Ankara-Moskau-Beijing formiert sich – Nato ignoriert Anliegen Ankaras. Moskau und Peking bemühen sich um Deals mit Türkei. Werden USA und EU rechtzeitig den Ausgleich finden?”

Warum fällt deutschen “wertegeleiteten” Medien die Kenntnisnahme solcher Fakten so schwer? Für ihre Mehrheit sind Leute wie Todd oder Kerkow “Propagandisten” des Falschen oder gar “Bösen”. Sind sie nicht. Sie (be)schreiben nur, was sie sehen, Wer dafür blind ist, bzw. sein Publikum zu erblinden versucht, wird am Ende nicht erfolgreich sein – aber immer fähig bleiben, (unermesslich) grossen Schaden anzurichten.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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