Vier schöne Kölnerinnen reisten zum Genuss nach Bonn

Doch, das gab es wirklich. Ich durfte dabei sein. Für einige der Damen war es eine Premiere, für mich persönlich das vierte Mal: im Konrad’s, auf der 17. Etage des Marriott-Hotels neben dem WCCB, ungefähr da, wo früher das masslos romantisierte “Bundesbüdchen” stand. Unübertrefflich gewiss der Blick auf die umliegende landschaftliche Schönheit. In unserem Fall traf es sich mit optimalem schönem Sommerwetter. Ich hatte auch schon in der einstigen Cafeteria oben im Langen Eugen gespeist. Eine Freundin hatte eine Wohnung im 38. Stock des damaligen Colonia Hochhauses. Von dort konnte mann auf Hubschrauber hinabsehen. Im Konrad’s und seiner angeschlossenen Skybar mit Dachterrasse sieht mann dagegen die Flieger von Köln/Bonn näher von unten – und lauter.

Das Hochhaus ist von aussen betrachtet zweifellos keine Schönheit, sondern wirkt eher wie eine Trutzburg für Leute, die das Volk da draussen zu fürchten haben. Aber wie es so schön heisst: wer drin ist, muss es ja nicht angucken. Davon abgesehen habe ich nichts zu meckern, sondern viel zu loben. Bei meinen vorherigen Besuchen war ich zweimal eingeladen. Ein weiteres Mal traf ich mich mit einem befreundeten Gladbach-Fan, der eine Sommelier-Ausbildung absolvierte, und im “Konrad’s” überraschend einen seiner Kollegen bei der Arbeit traf. Unser Schaden war das nicht.

Dennoch hatte ich den Anfangsjahren das Gefühl, dass die Küche angestrengt originell sein wollte. Gut war sie sowieso, aber Spirenzchen auf dem Teller und oberflächliche Verführungen des Auges sind einerseits unterhaltsam, kulinarisch aber nicht wirklich erforderlich. Die Qualität von Lieferant*inn*en und Wareneinkauf sowie die Sorgfalt in der Küche entscheiden. Und natürlich die Qualität des Service. Die hat mich und uns am meisten beeindruckt.

Ich weiss nicht genau, wie eine der unser Unternehmen leitenden Damen das genau gemacht hat, aber nach meinem Gefühl hatten wir den besten Tisch von allen. Er war gross und rund (hätte auch eine sechste oder siebte Person noch fassen können), stand in einem durch eine Glaswand abgetrennten kleineren, intimeren Raum, und zwar in der äussersten Südostecke. Von dort gab er Blicke ins Siebengebirge und bis nach Köln (und Beuel sowieso) frei.

Das Serviceteam bestand nach meinem Eindruck aus einem halben Dutzend junger Damen und Herren, die offenbar dort eine erstklassige Ausbildung (! Fachkräftemangel!) geniessen, und gewiss alle einen guten Berufsweg in der Spitzengastronomie vor sich haben. Clevere und Intelligente unter ihnen machen sich vielleicht eines Tages selbstständig und vergrössern die Genussvielfalt unserer Region und unseres Landes.

Eine besondere Erwähnung meinerseits verdient der amtierende Sommelier. Während die Damen sich an einen Grauburgunder aus der Rheinpfalz festtranken, wählte ich zum Menü die ergänzend angebotene Weinbegleitung. Das war eine gute Entscheidung, weil der Trinkgenuss dadurch vielfältiger und erfahrungsreicher wurde. Der Sommelier-Kollege hatte mit mir Glück, dass ich ehrlich an seinen Informationen interessiert war. Die Mehrheit möglicher Kund*inn*en hätte sich eher zugetextet gefühlt. So war das ein Glück für uns beide.

Das Menü hatte immer noch kunstvolle Elemente (Weisser Tomatenschaum, zwei köstliche Minikügelchen Foie Gras; die Mehrheit am Tisch lehnte das ab, ich nicht). Fisch (Seewolf) und Fleisch (Rind) waren tadellos und erstklassig mit Saucen und Gemüsen verbunden. Zu meinen Erdbeeren mit Joghurteis bekam ich einen Super-Dessertwein – für sowas könnte ich “sterben”.

Entscheidend aber: die versammelte Intelligenz am Tisch, auch ein wenig Performancekunst beim Erzählen von Geschichten war dabei. Es war nicht billig, aber hochwertig und schön.

Wenn Sie nach einer praktikablen Frequenz fragen: für Menschen meines Einkommens einmal im Jahr; bei Einladungen auch öfter 😉

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net