Kontraste und Klassenkampf: Bangladesch und USA
Zuletzt habe ich häufig Texte des IPG-Journals der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-Stiftung empfohlen. Mein Hauptmotiv: sie verbessern meinen Kenntnisstand von der Welt. Nicht immer stimme ich mit allem überein, was den Wert der Texte aber nur geringfügig mindert. Dafür gibt es zwei aktuelle Beispiele, ein ergänzendes taz-Interview und ein weiteres aus den nachdenkseiten.
Bangladesch
Über dieses Land mit 175 Mio. Einwohner*inne*n, also doppelt so vielen wie Deutschland, ist in deutschsprachigen Medien fast nie was zu erfahren. Nach der spektakulären Flucht seiner langjährigen Präsidentin hat sich das nun mal kurz geändert.
Ishrat Hossain/IPG-Journal: “Herkulesaufgabe – Angesichts der Probleme Bangladeschs kann die Regierung von Muhammad Yunus eigentlich nur scheitern. Doch ihr bietet sich eine seltene Gelegenheit.” Recht leichthändig streut die Autorin in ihren Text ein “Außenpolitisch müsste die Regierung Yunus die von Hasina betriebene Abhängigkeit von Indien beenden und die angeschlagenen Beziehungen zu den westlichen Demokratien und insbesondere zu den USA reparieren.” Noch leichthändiger tut sie im Anschluss angebliche CIA-Aktivitäten als indische Spekulationen ab, nachdem sie zuvor zutreffend die IWF-Abhängigkeit des Landes erwähnt hatte. Ich fürchte, in so einem Land ist es einfacher, die internationalen Geheimdienste aufzuzählen, die sich dort nicht engagieren. Ich empfehle, solche Realitäten lieber nicht zu leugnen, sondern in die Analyse einzubeziehen – das würde die Erhellung und ihre Glaubwürdigkeit stärken.
Lesen Sie ergänzend zur sozialen Wirklichkeit im Land das taz-Interview mit Gisela Burckhardt/Femnet: “Können Gewalt nicht nachweisen – Die Lage in Bangladesch ist instabil. Die Textilbranche hat großen politischen Einfluss. Was die Arbeit dort mit den Unruhen zu tun hat.” Mit Frau Burckhardt kam ich während meiner Arbeit für die Bonner Grünen-Fraktion gelegentlich zusammen. Die weiss, wovon sie redet.
USA / EU
Kommen wir nun zum “home of the brave and land of the free”. Mit dem gab es dieser Tage ein mehr verschleierndes als aufklärerisches Scharmützel eines Macron-treuen EU-Kommissars: Marco Bitschnau/IPG-Journal: “Wenn zum Schaden der Spott kommt – Treffen sich Musk und Trump zum Pläuschchen, rauchen in Europa die Köpfe. Warum EU-Kommissar Thierry Breton sich gewaltig vergaloppiert hat.”
Hier bemängele ich, dass der Autor die politische Agenda der deutschen EU-Kommisionschefin aus seiner ansonsten kritischen Betrachtung heraushält. Das ist der Sache nicht angemessen und verkürzt den Problemzusammenhang.
Das ist andererseits Werner Rügemer/nachdenkseiten nicht vorzuwerfen: “US-Präsidentenwahl: Kampf zweier Kapital-Fraktionen – Teil 1”. Hier sehe ich ein anderes Manko, das die folgenden zwei Teile beheben müssten. Online sind Mehrteiler ein sadistisches Clickbaiting. Es gibt kein Platzproblem. Der*die Leser*in soll selbst entscheiden, in welchem Rhythmus sie*er liest.
Das inhaltliche Manko ist die Bescheidwisserei. Bernie Sanders weiss genau, warum er Harris und Walz unterstützt. Sie haben einen Deal, um gemeinsam Trump zu verhindern. Sanders ist aus dem Alter raus, sich über den Tisch ziehen zu lassen. Dafür hat er schon zu viel erlebt. Er hat Aktivist*inn*enbasis an den Füssen, ohne die sich ein demokratischer Wahlkampf in den USA nicht mehr führen lässt – Hillary Clinton weiss, was ich meine.
Warum tut der das? Weil Trump und Harris nicht einfach zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Sondern es darum geht, dass nach der Präsident*inn*wahl die gesellschaftlichen Spielräume für emanzipatorische Kräfte erhalten bleiben und nicht faschistisch zerstört werden. Wie diese emanzipatorischen Kräfte – ob strategisch arbeitsteilig getrennt oder gemeinsam – vorgehen, darüber darf nicht nur, sondern muss gestritten werden. Dass das unter Trump II noch möglich wäre, zweifle ich an. Und nicht nur ich.
“Dass das unter Trump II noch möglich wäre, zweifle ich an. Und nicht nur ich.”
ähhh wie jetzt? Ich mußte hier mit Verwunderung letztens was über ein zu rund 2/3 liberalalas Imperium lesen, gib mir Moore davon und ich ändere meine Weltsicht.
Bis dahin bleibe ich bei meiner Sicht auf die Fäden des tiefen Staats, der dort regiert und niemanden Anderen an die Macht läßt. Dieses ganze inneramerikanische Geplänkel und rumtariererei ist nur was für das Publikum auf den billigen Rängen und ein Sanders (Seeheimer Kreisvorsitzender) dilletiert da vor sich hin.
Wir hatten die Möglichkeit hier in Europa einen anderen Weg zu gehen als den auf dem wir jetzt traumwandeln. Ich befürchte allerdings einen zweiten friedlichen!!! Zusammenbruch diesmal des US-Systems werden wir nicht überleben.
Darauf einen nicht zu kühlen Viognier (https://www.vieuxchai.com/)