Welche Klasse?

Die Klassenfrage – sie ist gesellschaftlich und politökonomisch präsenter denn je, und, erneuter dialektischer Twist, in veröffentlichen Mediendiskussionen weitgehend verschwunden. Ähnlich verrückt wie im demokratischen Südafrika dominiert das “Ich”, die Personality, und die subjektiven Befindlichkeiten drumherum, über die sich nächtelang trinken und schwätzen lässt. Entscheidend für den Kapitalismus: folgenlos muss es sein. Cem Özdemir hat ‘ne Neue, z.B., oder Ricarda Lang hat geheiratet und dabei wurde Fleisch gegessen. Umfragestand der Grünen: 11-13%. Und sie beschäftigen sich mit Kanzlerkandidatur! Wirklichkeit ist egal …

Intellektuelle Bereicherung, mann glaubt es kaum, ist aktuell aus Österreich zu melden. Die machen ja auch schon lange besseres Fernsehen mit weniger Geld, und noch mehr und langlebigerem Druck von Rechts. Bei denen steht die skandalerfahrene FPÖ in den Umfragen so vorne, wie die AfD in einzelnen Bundesländern. Die hatten ihren Nazi-Präsidenten (Waldheim) wie wir (Carstens).

Was die deutsche Österreich-Berichterstattung bislang komplett unterschlägt, ist die “Bier-Partei“. Im ersten Eindruck erinnert sie an Sonneborns “Die Partei”. Rechnerisch sammelt sie exakt die Grünen-Verluste ein. Hinzu kommt ein bescheidenes Wachstum der von Jungen Grünen gekaperten KPÖ, die in Graz und Salzburg kommunalpolitische Relevanz erarbeitet hat.

Aktualisierung der Klassenfrage

Aus diesem kleinen Zwergstaat, halb so gross wie NRW, kommt die Aktualisierung der Klassenfrage durch den klugen Robert Misik/taz: “Der Rechtsruck und die Arbeiterklasse: Reaktionäre Hinterwäldler? – In den populären Rechtsextremismus-Analysen steckt viel Verachtung für die arbeitenden Klassen – und eine Verniedlichung des Faschismus.”

Weniger flott geschrieben, aber inhaltlich spektakulärer Österreichs erster Sozi Andreas Babler/Blätter: “Alternativen zur Dauerkrise: Für eine furchtlose Sozialdemokratie”. So einen programmatischen und strategischen Text habe ich von deutschen Sozialdemokrat*inn*en schon lange nicht mehr gelesen.

Trumps neuer Strassenpanzer

Timo Daum/telepolis stellt sie vor: “Cybertruck von Tesla: Maga-Mobil überholt die Autoindustrie – Ein Fahrzeug für geltungssüchtige Mittelklasse-Männer und die Frage: Warum ist es wieder die Firma von Elon Musk, die der Branche vorangeht?”

In welche Klasse gehört meine Borussia?

Den Klassenerhalt von Borussia Mönchengladbach in der letzten Bundesligasaison habe ich fast schon bedauert. Wäre ein gemeinsamer Abstieg mit dem FC Köln in die sowieso attraktivere und spannendere Zweite Liga nicht angemessener gewesen? Vergossene Milch: drei Andere waren noch schlechter. Dem knapp distanzierten anderen VfL in Bochum haben wir gleich mal den stärksten Spieler weggeholt, ebenso wie dem Erstaufsteiger Holstein Kiel.

Immerhin gibt es in Kürze (7.-11.9.) wieder ein Rheinlandderby gegen den FC: im DFB-Pokal der Frauen (2. Runde). Hier sind die Rollen vertauscht. Die Borussia ist die Zweitligistin.

Seitenwahl-Veteran Michael Heinen macht zu den Herren einen realistischen Borussen-Check 2024/25 bevor es übermorgen ernst wird. Da stimmt einfach alles.